Monte Dall'Ora, Venetien
Foto©MonteDellOra
Die Letzten sind die Ersten
Die Symbiose scheint den Weinen gut zu tun, denn das Weingut Monte Dall’Ora wird seit ein paar Jahren als große Entdeckung gefeiert. Der renommierte italienische Weinführer Gambero Rosso zeichnete 2017 ihren Valpolicella Cl. Sup. Camporenzo 2013 mit den begehrten „Tre Bicchieri“ [Drei Gläser] aus, zuvor hatte bereits der 2010er-Jahrgang die Höchstwertung erhalten. Und das zu recht – mit ihren Weinen stechen Carlo und Alessanda aus dem belanglosen Industriewein-Einerlei des Valpolicella deutlich hervor. „Carlo und Alessanda sind vielleicht als Letzte gekommen, doch heute stehen sie in der ersten Reihe mit ihren gesunden Weinen“, lobt die Organisation Slow Food in ihrer Publikation „Italiens beste Winzer“. Obwohl beide ursprünglich aus der ländlichen Valpolicella-Region stammen, gingen Carlo und Alessandra viele Jahre in der Stadt ganz anderen Berufen nach als ihre Eltern. Erst spät zog es sie zurück in die Heimat, wo sie das Weingut Monte Dall’Ora aufbauten.
Es bläst ein warmer Wind vom Gardasee …
Der Name des Weinguts weist auf einen weiteren Umstand hin, der die hohe Qualität ihrer Weine bedingt: „Ora“ ist der Wind, der mittags aus dem Tal die Berge hinauf weht und am nahe gelegenen Gardasee die Surfer so erfreut. Weiter oben auf ihrem Hügel Castelrotto freuen sich Carlo und Alessanda genauso, denn der warme Luftstrom lässt die Trauben für ihren Amarone auf natürliche Weise trocknen.
Typisch Valpolicella im besten Sinne
Der Amarone wird traditionell aus halb getrockneten Trauben gewonnen. Doch während heute meist Windmaschinen für die Trocknung sorgen, breiten Carlo und Alessanda ihre Trauben immer noch auf dem Dachboden aus und lassen den Ora die Arbeit verrichten. Aber nicht nur das, auch im Keller greifen die beiden sympathischen Winzerleute so wenig wie möglich in die Vinifikation ein. Selbst den Amarone lassen sie ausschließlich mit natürlich auf den Traubenschalen vorkommenden Hefen vergoren. Ein schwieriges Unterfangen, da der hohe Zuckergehalt der Trauben, den Alkoholgehalt schnell nach oben schießen lässt. Die meisten Produzenten arbeiten daher mit Reinzuchthefe, was aber die typischen Geschmacksaromen des Amarone beeinflusst.
All diese Faktoren und die große Ruhe, mit der die Arbeit in Weinberg und Keller vonstatten geht tun den Weinen gut. Wer wissen möchte, woher der Ruhm des Valpolicella und des Amarones ursprünglich stammt, der muss die komplexen und ebenso weichen wie eleganten Weine von Monte Dall’Ora probiert haben.
Alle Fotos: Monte Dall'Ora
Foto ganz unten links: vinocentral
Biodiversität im Weinberg
Es blüht und summt in den Weingärten von Carlo Venturini und seiner Frau Alessanda Zantedeschi an den terrassierten Hängen oberhalb Veronas. Hier, im Classico-Gebiet des Valpolicella, hat sich das Ehepaar vor ein paar Jahren ein Weingut gekauft und die alten, verwilderten Rebreihen und Trockenmauern wieder instand gesetzt. Dabei verzichten sie von Anfang an auf chemische Mittel, sondern arbeiten biologisch, um die Biodiversität zu erhalten. Seit 2009 ist das Weingut biozertifiziert, zwei Jahre später begannen die beiden, nach biodynamischen Methoden zu arbeiten. Und so stehen heute zwischen den klassischen Rebsorten Corvina, Rondinella, Molinara, Osoleta und Dindirella rote Mohnblumen, gelbe Wiesenblumen und wilde Kräuter.