Franz Gojer, Trentino-Südtirol
Fotos©FranzGojer
Wo St. Magdalena noch nach St. Magdalena schmeckt
Anders die Gojers: Das kleine Familienunternehmen bewirtschaftet nur 8,5 Hektar in St. Magdalena, Rentsch, Gries und Karneid. Die Arbeit ist hart, denn die Rebgärten liegen zwischen 300 und 600 Meter hoch. Im Winter ist es eiskalt, im Sommer sehr heiß. Doch die Liebe zur Region, das tiefe Verständnis für die von Moränen geprägten Böden, der schöpferische Prozess im Einklang mit der Natur, lässt die Familie unbeirrt ihren Weg gehen.
Dabei hat die Verbundenheit zur Tradition den Blick über den eigenen Tellerrand hinaus nicht verstellt. Sohn Florian, der heute das Weingut mit Unterstützung der Eltern leitet, hat seine Ausbildung im deutschen Weinsberg und in Kalifornien absolviert. Das hat das Augenmerk für das spezifisch Eigene offenbar noch geschärft. Im Keller wird nach wie vor nur unterstützend eingegriffen, um Lagentypizität und Jahrgangsunterschiede zu bewahren.
Dieser konsequent eigenständige Weg trifft heute zunehmend wieder auf Begeisterung. Die Weine vom Glögglhof werden geschätzt und regelmäßig ausgezeichnet. Wer klares, schnörkelloses Trinkvergnügen sucht – und einen Abend, zumindest kulinarisch, in der Bergwelt hoch oben über der Eisack verbringen will, sollte den St. Magdalena, Kerner und Sauvignon Blanc von Familie Gojer unbedingt probieren.
Aussichtsreicher Weinbau in Südtirol
Einen Fotobericht über unseren Besuch bei Franz und Florian Gojer finden Sie hier
Glögglhof – Ausnahme-Weingut in Südtirol
Kurz vor der Südtiroler Landeshauptstadt Bozen, inmitten der malerischen Reblandschaft von St. Madgalena liegt der traditionsreiche, aus dem 14. Jahrhundert stammende Glögglhof. Landschaft und Wein sind hier noch so, wie wir sie lieben: Tradition und Natur verbunden, charakteristisch. Sowohl Senior Franz Gojer als auch Junior Florian sind der Typizität der autochthonen Rebsorten treu geblieben. Sie haben ihre Weine nicht der Globalisierung anheimfallen und zu gesichtsloser, austauschbarer Massenware verkommen lassen. Bei ihnen schmeckt Lagrein noch nach Lagrein, Vernatsch ist noch Vernatsch. Kerner und Sauvignon Blanc sind keine Fruchtbonbons, sondern eigenständige Tropfen, wie es sie nur hier oben, an den steilen Hängen südlich der Dolomiten gibt. Ihnen entströmt der Duft der Alpen: Aromen von Almkräutern und Wiesenblumen. Mineralität und frische Säure geben Spannung und bewahren die Weine davor, ins allzu Gefällige abzurutschen.
Kurz: Hier schmeckt man noch, was die Menschen seit Jahrzehnten nach Südtirol lockt: Die Charakteristik der mediterran geprägten Bergwelt. Doch damit bilden sie heute eine Ausnahme in Südtirol. Viele Winzerinnen und Winzer der Region haben sich dem Massengeschmack ergeben und damit in Kauf genommen, dass das eigene Wesen, das den Reiz der Gegend und seiner Produkte ausmacht, immer mehr verloren geht.