Corte Manzini, Emilia-Romagna
Foto©Manzini
Mit Klasse statt Masse zum Comeback
Um so schwerer war es für die Handvoll Winzerbetriebe, die vor rund zehn Jahren damit begannen, sich der Ehrenrettung der verschmähten Rebsorte, von der es über 60 Subvarietäten gibt, zu widmen und dabei auf das Einzige zu setzen, was dabei helfen kann: Qualität. Ganz vorne mit dabei sind die Brüder Stefano und Enrico Manzini vom Weingut Corte Manzini. Ihr Lambrusco Grasparossa di Castelvetro Frizzante – sowohl als amabile [lieblich] als auch als secco [trocken] ausgebaut – gilt als Flaggschiff, des neuen, qualitätsvollen Lambrusco-Stils. Andreas März von der Schweizer Weinzeitschrift Merum gehörte zu den Ersten, die den Lambrusco wiederentdeckten und sich um die Rehabilitierung bemühten. Auf seinem Stand auf der Prowein in Düsseldorf entdeckten wir vor einigen Jahren die Weine von Corte Manzini.
Die ältesten Rebstöcke der Region um Modena
Das Familienweingut in Ca' di Sola di Castelvetro bei Modena gehört mit seinen 10 ha Weinbergen schon von der Größe her nicht zu den Massenproduzenten. 1978 von den Manzini-Brüdern Lodovico, Lorenzo, Giordano und Ruggero gegründet, umfasst es Obstplantagen, ein Agritourismo mit Hotel und Restaurant und den besagten Weinbaubetrieb. Letzterer wird heute von Stefano und Enrico Manzini geleitet. Das Anwesen der Manzinis indes ist wesentlich älter, denn bevor die Familie sich entschied, Hof und Ländereien zu kaufen, hatte sie es viele Jahre lang als Halbpächter bewirtschaftet. So zählen die 70 Jahre alten Lambrusco-Grasparossa-Stöcke zu den Ältesten der Region um Modena. Sie werden nach dem Pergola-System erzogen, im Ertrag stark reduziert und von Hand selektiert.
Herstellung auf Abruf
Doch vor allem das Herstellungsverfahren, dem sich die Manzinis verschrieben haben, ist aufwendig. Um die brillante Frucht des Lambrusco zu erhalten, wird der Most sofort nach der Pressung heruntergekühlt und bei rund null Grad Celsius in Stahltanks gelagert. Die zweite Gärung nach der Méthode Charmat (italienisch: Metodo Martinotti) erfolgt „on demand“. Das heißt, erst wenn eine Bestellung eingeht, wird die Temperatur hochgefahren und Hefen zugesetzt, damit sich eine feine Perlage bildet, die aus dem Grundwein einen Frizzante werden lässt. Das optimale Verhältnis von Restzucker und Säure erfordert viel Fingerspitzengefühl. Ist es erreicht, wird der Wein gefiltert und die Gärung per Kälteschock gestoppt. Erst nach einem weiteren Monat im Kühltank erfolgt die Flaschenabfüllung.
Das Ergebnis kann sich schmecken lassen: moderate Säure, brillante Frucht, feiner Gerbstoffgehalt und herrliche Frische! Zu Recht gilt der Lambrusco Grasparossa di Castelvetro Frizzante von Corte Manzini als Anführer des Lambrusco-Revivals. Ein Wein, der vor Lebensfreude nur so sprüht – und den wir im vinocentral alljährlich mit einem großen Lambrusco-Fest würdigen.
Alle Bilder: Corte Manzini
Ehrenretter des Lambrusco
Es gibt immer wieder Weine, die ihrer eigenen Beliebtheit zum Opfer fallen. Verantwortlich dafür sind Produzentinnen und Produzenten, die das große Geld wittern und beginnen auf Masse, statt auf Klasse zu setzen. So geschehen dem Lambrusco, der in den 1960er-Jahren in Begleitung von Pasta und Pizza außerhalb seiner Heimat Italien seinen Siegeszug antrat. Und das nicht nur in Deutschland. In ganz Nordeuropa und den USA galt der Rotwein aus der autochthonen Rebsorte als Inbegriff von „La Dolce Vita“. Man trank ihn aus Karaffen, am liebsten lieblich, und gerne reichlich. Die Nachfrage war groß, die Lambrusco-Traube ertragreich – und so kam es, dass viele Winzerinnen und Winzer schwach wurden und sich der Versuchung hingaben, mit ihrem Wein schnellen Profit zu machen. Der Lambrusco verkam zum Billigwein – und verschwand international schließlich ganz von der Bildfläche.