Montirius, Rhône - südlich
Foto©Montirius
Pioniere in Sachen Biodynamie
Der gesamte Betrieb wurde komplett umgekrempelt: Seither wird der Boden ausschließlich mit eigenem Kompost gedüngt und mit Präparaten u.a. aus Hornmist (Präp. 500) und Hornkiesel (Präp. 501) dynamisiert. Tee u.a. aus Schachtelhalmen soll die Pflanzen in Wachstum und Gesundheit unterstützen. Jeder Handlung geht eine genaue Beobachtung der Pflanze voraus: Wie ist ihr Wachstum, wohin richtet sie ihre Triebe aus – all das muss genau studiert werden, um zu entscheiden, ob und wie sie unterstützt werden kann. Jeder Stock wird individuell betrachtet und dementsprechend behandelt.
Auch die Mondphasen finden Berücksichtigung. Um die Verbindung zum Kosmos nicht zu stören, werden die Triebe vor Juli nicht gewipfelt (geschnitten), sondern nur gewickelt. Die Ernte erfolgt komplett per Hand. Das Resultat dieser aufwendigen Arbeit sind kleinbeerige, gleichmäßig ausgereifte Trauben, die vor Gesundheit nur so strotzen.
Dynamisierter Betontank statt Holzfass
Schon durch ihre Arbeit im Weinberg gelten Eric und Christine als Vorreiter des biodynamischen Weinbaus in Südfrankreich. Im Keller setzt sich die biodynamische Denk- und Handlungsweise fort. Es versteht sich fast schon von selbst, dass bei der Gärung ganz auf die natürlichen, auf der Traubenschale vorkommenden Hefen vertraut wird und keine Reinzuchthefen zugesetzt werden. Aber Eric Saurel geht noch viel weiter: Um sich bei der Vinifikation die Schwerkraft zunutze zu machen, wurde das dreigeschossige Kellergebäude tief in den Berghang hineingebaut. Eric verbannte jegliches Holz aus dem Keller, damit Terroir und Frucht ganz und gar zur Geltung kommen können. Statt der Holzfässer ließ er einen biodynamischen Bauspezialisten Betontanks herstellen: 18 15.000-Liter-Fässer für den Gärprozess, 19 verschieden große Tanks für die zweijährige Reifezeit. Das Wasser für den Beton ließ er aus Paris kommen und dynamisierte es mit Steinen aus den Böden seiner Weinberge. Um die Verbindung zwischen Traube und Boden nach der Ernte aufrechtzuerhalten, wurden die Steine zudem in den Betontanks verbaut. Kupferdrähte sollen den Wein vor elektromagnetischen Spannungsfeldern schützen.
Konkurrenz für Châteauneuf-du-Pape
Auch wenn Eric Saurel lange Zeit für seine Arbeit belächelt wurde: Die Montirius-Weine überzeugen – auch Skeptiker. Sie sind geprägt von Eleganz, Frische und Finesse und dabei ungemein gut strukturiert. Sie gelten heute als Spitzen-Crus des südlichen Rhȏnetals, die es qualitativ locker mit ihren berühmten Nachbarn aus dem Châteauneuf-du-Pape aufnehmen können, allein vom Preis her liegen sie deutlich niedriger.
Bei Montirius scheint alles eine runde Sache zu sein. Und es zeigt sich: Nomen est omen! Mittlerweile sind sowohl Tochter Justine als auch Tochter Manon in den elterlichen Betrieb eingestiegen – nur der Youngster Marius gönnt sich noch etwas Bedenkzeit. Die soll er auch haben, schließlich besucht er noch die Schule.
Bilder: Montirius
Spitzen-Crus aus dem südlichen Rhȏnetal
Das Weingut Montirius liegt im südlichen Rhȏnetal. Auf den kargen Böden der 58 ha großen Weingärten rund um die pittoresken Orte Gigondas und Vacqueyras werden in erster Linie die roten, regionaltypischen Rebsorten Mourvèdre, Grenache und Syrah angebaut. „Montirius“ – was nach antiken Wurzeln klingt, ist in Wahrheit den eigenen drei Kindern gewidmet: MON stammt von Tochter Manon, TI von Tochter Justine und RIUS steuerte Sohn Marius bei. Diese Art der Namensgebung scheint in Frankreich bei Unternehmensgründungen derzeit beliebt zu sein (siehe Domaine de Valmengaux), im Falle von Montirius sagt es zudem viel über das Wesen des südfranzösischen Weinguts aus: Denn auch wenn der Betrieb bereits in fünfter Generation geführt wird, waren es doch die heutigen Inhaber Eric und Christine Saurel, die 1996 eine komplette Neuausrichtung vornahmen. Kurz zuvor war Eric in das elterliche Weingut eingestiegen, das bis dato den größten Teil seiner Trauben an die örtliche Genossenschaft verkaufte. Durch eine persönliche Erfahrung mit Homöopathie nach der Geburt der ersten Tochter Justine stellen Eric und Christine ihre eigene medizinische Versorgung sowie ihren Ernährungsstil komplett um. Was für die eigene Lebensweise galt, sollte künftig auch den Umgang mit den Rebstöcken prägen. Das Ehepaar wandte sich biodynamischen Anbaumethoden zu und begannen 2002, nach dem Bau einer eigenen Kellereianlage, die gesamte Traubenernte selbst zu keltern und den Wein unter dem Namen Montirius zu vermarkten.