Domaine François Villard, Rhône - nördlich
Foto©DomaineFrançoisVillard
Auf dem Weg zum Bio-Weingut
Waren seine Weine früher stark durch den Barrique-Einsatz geprägt, schöpfen sie ihre aromatische Dichte und Kraft heute eher aus anderen Quellen. Grundsätzlich versucht François Villard relativ spät zu lesen und das in mehreren Durchgängen, um nur Trauben mit optimaler Reife zu ernten. Bei den weißen Condrieus arbeitet er gezielt mit Botrytis. Um den Weinen dennoch die notwendige Frische zu verleihen, werden die Trauben bei ihm vor dem Keltern oder Einmaischen nicht entrappt und so die Tannine aus den Stilgerüsten extrahiert. Der Ausbau erfolgt grundsätzlich im Holzfass – je nach dem auch mal mit einem kleinen Neuholzanteil. Der Einsatz von Schwefel wurde in den letzten Jahren gezielt reduziert, um die Lebendigkeit der Weine zu erhalten. Lediglich an einer leichten Schwefelung kurz vor der Füllung will der Winzer in jedem Fall festhalten, um ein stabiles Produkt in der Flasche garantieren zu können. Schon heute kommen im Weinberg nur noch biologische Dünger und Pflanzenschutzmittel zum Einsatz. Bis 2023 soll seine gesamte eigene Rebfläche biologisch zertifiziert sein
Heiterer Funkenflug und Tiefgang
Der wichtigste Einflussfaktor in authentischen Weinen ist und bleibt der Charakter des Winzers. Und wer François Villard einmal begegnet ist, wird ihn in seinen Weinen sofort wiedererkennen. Sie strahlen dieselbe unbändige Energie aus. Verkostungen mit ihm sind ein Erlebnis für sich und Multitasking-Performances in Perfektion. François zündet die Vielzahl seiner Weine wie Feuerwerksraketen, bedient dabei fünf Parteien gleichzeitig, moderiert in zwei Sprachen, reißt zwischendurch seine Witze und weiß am Ende dennoch ganz genau, wer was im Glas hat. Das wiederum hat trotz der heiteren Darbietung immer Tiefe und Ernsthaftigkeit. Wobei wir keine Ahnung haben, wo der scheinbar stets fröhliche Monsieur Villard diese Charakterzüge normalerweise aufbewahrt …
Von Null auf Hundert
Längst zählt er zu den renommierten Top-Winzern der Region. Aufgewachsen ist François Villard auf dem Land – irgendwo zwischen Vienne und Grenoble. Zunächst hatte er eine Karriere in der Gastronomie vor Augen und eine Ausbildung zum Koch absolviert. Doch irgendwann entschied er sich, lieber ins Winzerhandwerk zu wechseln. 1989 gründete er sein eigenes Weingut im 800-Seelen-Dorf Saint-Michel-sur-Rhône, knapp 50 km südlich von Lyon. 1991 produzierte er seinen ersten Wein aus der vergleichsweise kleinen, aber berühmten AOC-Gemeinde Condrieu – damals gerade mal 400 Flaschen. Seither hat der umtriebige und energiegeladene Quereinsteiger sich kontinuierlich in den Rang der Spitzenerzeuger hochgearbeitet. Heute bewirtschaftet er knapp 65 Hektar in den bedeutendsten Appellationen an der nördlichen Rhône: Côte Rôtie, Condrieu, Cornas, Saint-Joseph, Crozes-Hermitage, Saint-Péray. 40 Hektar davon sind Eigenbesitz – die übrigen Flächen hat er hinzugepachtet.