Domaine des Amiel, Languedoc
Fotos©DomainedesAmiel
Zwei unterschiedliche Lebensläufe – eine Idee vom Wein
Anders als die Generationen vor ihnen haben es die Brüder geschafft, ihrer Heimat zumindest für einige Zeit den Rücken zu kehren. Der Blick über den Tellerrand schadet ja nur selten. Aymeric hat in Dijon seinen Master im Fach „Internationaler Wein- und Spirituosenhandel“ gemacht, bevor er sich in Argentinien, Chile, Kalifornien und Südafrika seine ersten Sporen als Winzer verdiente. Jordan hingegen hat einen ganz anderen und eher spirituellen Zugang zum Weinbau gefunden: Er studierte Traditionelle Chinesische Medizin in Toulouse und Avignon. Die dort verinnerlichten Prinzipien von Harmonie, Gleichgewicht und Vielfalt versucht er heute, bei der Arbeit im Weinberg und beim Ausbau der Weine anzuwenden, was sich letztlich vor allem in den Methoden der Biodynamie niederschlägt. Das Weingut ist heute durch Ecocert und teilweise durch demeter zertifiziert – sämtliche Weine werden ohne oder mit nur minimalem Schwefelzusatz ausgebaut.
Zurück zu den Wurzeln: Die harmonischen Naturweine der Brüder Amiel
Spätestens seit dem 15. Jahrhundert ist Familie Amiel mit der Gemeinde Montblanc (nicht zu verwechseln mit dem Berg in den Alpen) im Languedoc, der Landwirtschaft und insbesondere mit dem Weinbau fest verwurzelt. Heute liegen die Geschicke des Familienweinguts in den Händen der jungen Brüder Aymeric und Jordan. Die fühlen sich ihrer Region, der Familienhistorie und dem Winzerdasein zutiefst verpflichtet, setzen jedoch rebellisch auf modernen Naturwein. Das ist nur auf den ersten Blick ein Widerspruch. Schließlich orientiert sich die Naturweinszene verstärkt an vorindustriellen Praktiken. Bis weit ins 20. Jahrhundert hinein wurden auch im Languedoc alle Weine streng genommen biologisch erzeugt und auch die echten oder vermeintlichen Segnungen der modernen Kellertechnik hatten noch nicht Einzug gehalten. Insofern wurzelt die Idee des Naturweins also viel tiefer in der Geschichte des Weinbaus.