Deutschland: Weingut Wolf, Pfalz
Erst mal raus aus der Pfalz
Die Geschichte von Dennis Wolf beginnt wie unzählige andere Winzerbiografien. Er wächst in einem Familienbetrieb in Großkarlbach an der Mittelhaardt auf, den bereits fünf Generationen vor ihm bewirtschafteten – die längste Zeit als landwirtschaftlichen Gemischtbetrieb. Erst sein Vater konzentrierte sich mit rund 14 Hektar Rebfläche voll und ganz auf den Weinbau und begann selbst zu füllen, wobei bis zuletzt ein Großteil des Weins noch als Fassware verkauft wurde. Irgendwann zeichnete sich ab, dass bald der Generationswechsel anstehen würde. Doch bevor der Junior in die Fußstapfen des Seniors treten wollte, nahm er sich eine Freiheit, die frühere Winzergenerationen so nicht kannten: Er ging auf Reisen, um weit über den Pfälzer Tellerrand zu schauen. Und zwar ausgiebigst.
Auf Weinweltwanderschaft
Seine Wanderjahre begannen 2012 in Frankreich, genauer bei der renommierten biodynamischen Domaine de l’Horizon im Roussillon, wo ihn der Winzer Thomas Teibert nachhaltig beeindruckte. Schon damals erkannte Dennis, das beim Wein das Probieren über das Studieren geht und man als Winzer gar nicht genug verkosten und kennenlernen kann. Anschließend begann er zwar sein Weinbaustudium in Geisenheim, die wesentlichen Einflüsse holte er sich jedoch weiterhin durch Praktika bei anderen Lehrmeistern. Da wäre zunächst der berühmte Klaus-Peter Keller zu nennen, den er bis heute als einen seiner „spirituellen Ziehväter“ ansieht. Nächste Station war der angesehene Elsass-Winzer André Ostertag, von dem er noch mehr über die biologisch-dynamische Wirtschaftsweise lernte. Anschließend ging er zu Ludwig „Lulu“ Bindernagel, der 2002 als Quereinsteiger das Weingut „Les Chais du Vieux Bourg“ im Herzen des Jura übernommen und auf dem biodynamischen Weg zum Erfolg geführt hatte. Es folgten Stationen bei der Sancerre-Legende „Domaine Didier Dagueneau“, beim renommierten Londoner Weinhandel „The Sampler“, wo er nebenbei ausgiebig Gelegenheit hatte, das herausragende Sortiment zu verkosten. Last but not least: ein Arbeitsaufenthalt bei der weltberühmten Domaine Jean-Louis Chave an der nördlichen Rhône. Dann waren die Wanderschuhe wohl durchgelaufen und Dennis kehrte 2018 endgültig ins elterliche Weingut zurück.
Ankommen und durchgestartet
Seine vielfältigen Eindrücke und Erfahrungen setzte er zuhause natürlich auch in Taten um: Direkt 2018 überzeugte er seinen Vater, den Gebrauch von Herbiziden einzustellen – kurz darauf fiel die Entscheidung den Betrieb auf Biodynamie zu konvertieren. Die entsprechende Zertifizierung soll bis 2021 abgeschlossen sein. 2019 hat sich der Senior aufs verdiente Altenteil zurückgezogen. Sein klassisches Sortiment will Dennis vorerst noch weiterführen, nebenbei feilt er aber bereits seit 2016 an einer eigenen Linie, in der er die vielfältigen Einflüsse seiner Lehrmeister verwirklicht. Seine ersten Weine lassen bereits mehr als erahnen, dass sich die Wanderjahre auszahlen und da einer am Start ist, von dem man in der Weinwelt noch hören wird …