Weingut Schloss Schönberg, Hessische Bergstraße
Foto©WeingutSchlossSchönberg
Von Monokultur keine Spur
Das Anbaugebiet ist mit 463 Hektar aktuell das Kleinste in Deutschland, was von Vorteil ist: Die Rebflächen sind kleinteilig, Monokultur gibt es nicht. Wandert man vom Fürstenlager hinüber zum Ausflugslokal Kirchberghäuschen und weiter zum historischen Schloss Schönberg, sieht man immer wieder Taleinschnitte, Wald, alte Schrebergärten, Büsche und Hecken. Die Biodiversität machen sich Rabea Trautmann und Julien Meissner zunutze und arbeiten mit der Natur. Die Weinberge werden biologisch bewirtschaftet, eine Zertifizierung ist in Planung. Zu den Flächen in Bensheim sind weitere Lagen zwischen Alsbach und Heppenheim hinzugekommen, sodass die Rebfläche des Weinguts mittlerweile 28 Hektar umfasst. Angebaut werden Riesling, Grau- und Weißburgunder, Silvaner und Spätburgunder. Einige der Stöcke sind über 30 Jahre alt. Zuständig für den Außenbetrieb ist Rabea Trautmann, die schon seit der ersten Stunde dabei ist. Julien Meissner, der zuvor beim Weingut am Nil und Weingut J. Neus gearbeitet hat, kam 2018 ins Team. Sein Fokus liegt in erster Linie auf der Arbeit im Keller.
Unbekanntem Terroir wiederentdeckt
Anders als erwartet befindet sich der Keller nicht in den Gemäuern des namensgebenden Schlosses. Die Weine reiften in den Anfangsjahren gemeinsam mit den Grundweinen für den Griesel-Sekt im historischen Gewölbe der ehemaligen Staatsdomäne. Seit die Rebflächen sich vergrößert haben, sind Trautmann und Meissner mit Produktion und Fasskeller in ein modernes Gebäude in Bensheim-Auerbach umgezogen. Es bietet beste Voraussetzungen, um die verschiedenen Parzellen einzeln auszubauen und das Terroir klar herauszustellen. Denn das ist das Ansinnen der beiden ambitionierten Winzer*innen. Gearbeitet wird handwerklich, mit höchster Präzision. Die Weine bestechen durch Eigenständigkeit und Eleganz. Besonders die Granitböden rund um Auerbach machen sie spannend. Hier dürften in den nächsten Jahren noch weitere Qualitätssprünge zu erwarten sein!
Renaissance der Hessische Bergstraße
Schloss Schönberg ist das jüngste Weingut an der Hessischen Bergstraße und liegt quasi direkt vor unserer Haustür. Der Staatspark Fürstenlager, im späten 18. Jahrhundert ländlicher Sommersitz der hessischen Landgrafen und Großherzöge, ist für viele Darmstädter*innen ein beliebtes Ausflugsziel. Der Park, der nach englischem Vorbild gestaltet ist, wird gen Süden von einem hohen Hang begrenzt, dessen Rückseite mit Wein bestockt ist. Hier befinden sich die Rebflächen von Griesel & Compagnie und seinem Schwesternweingut Schloss Schönberg, die beide den Unternehmer*innen Jürgen Streit und Petra Greißl-Streit gehören. Aus Leidenschaft für Wein und die historischen Schätze der Region kaufte das Ehepaar 2013 erst die ehemalige Hessische Staatsdomäne in Bensheim und kurz darauf auch das historische Renaissanceschloss im Ortsteil Schönberg samt den umliegenden Weinbergen. Ihre Vision: dem Kulturgut Wein und der Hessischen Bergstraße zu neuer Reputation zu verhelfen. Dabei setzten sie in beiden Betrieben auf junge, ambitionierte Weinmacher*innen. Bei Griesel & Compagnie sind das Niko Brandner und Rachele Crosara, bei Schloss Schönberg Rabea Trautmann und Julien Meissner. Der Erfolg ließ nicht lange auf sich warten, erst startete die Griesel-Sekt-Kollektion durch wie eine Rakete, jetzt folgen die roten und weißen Stillweine von Weingut Schloss Schönberg. Damit erlebt die Hessische Bergstraße als Weinregion die gewünschte Renaissance: „Derzeit prescht ein Betrieb mit Lichtgeschwindigkeit nach vorne und beweist, dass in den Weinlagen ein riesiges Potenzial schlummert“, schrieb die Zeitschrift Weinwelt im Februar 2023.