Weingut Giegerich, Franken
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Nachhaltig und qualitätsbewusst in die Zukunft
Seit 1993 wird der Betrieb von Kilian und Philipps Eltern im Haupterwerb geführt. Seitdem steht eine nachhaltige Wirtschaftsweise an vorderster Stelle. Kilian und Philipp Giegerich gehen noch einen Schritt weiter und stellen seit 2020 auf biologischen Weinbau um. Aktuell befindet sich das Weingut gerade in der letzten Phase der offiziellen Zertifizierung. Auf Herbizide wird gänzlich verzichtet, die Böden stets mit natürlichem Kompost gedüngt. Verschiedenste Begrünungen sorgen für Biodiversität im Weinberg.
Biodiversität im Weinberg
Wurde früher noch der bekannte, breit gefächerte Rebsortenspiegel von Bacchus bis Riesling angebaut, liegt der Fokus bei den beiden Jungwinzern eindeutig auf dem Klassiker Silvaner und den roten als weißen Burgundersorten. Diese wachsen in verschiedensten Lagen entlang des Mains von Großwallstadt bis Klingenberg, die alle von verwitterten Buntsandstein geprägt sind, in der Mikroklimatik und Exposition aber kaum unterschiedlicher sein könnten. Bei der Ernte wird höchster Wert auf gesundes Lesegut gelegt, um dann im Keller nach klassischen Methoden die Moste zu vinifizieren. Elegante und herkunftsgeprägte Weine sind das Ziel. Gerade beim Chardonnay und Spätburgunder wird sich deutlich an einer frankophilen Stilistik orientiert, wobei Letzterer die wahre Passion von Philipp und Kilian ist. Fränkischer Spätburgunder in einer unverkennbaren Spitzenqualität – hierfür werden keine Mühen und Kosten gescheut.
Mammutprojekt Klingenberger Schlossberg
Die steilen, unter Naturschutz stehenden Terrassen des Klingenberger Schlossbergs sind weit über die fränkischen Grenzen bekannt. Leider wurden viele Parzellen dieses herausragenden Terroirs in der Vergangenheit aufgegeben und verwilderten. Zu viel Arbeit, zu steil, zu unrentabel. Umso erfreulicher, dass junge Menschen wie Philipp und Kilian den Entschluss fassten, brach liegende Flächen zu rekultivieren und die alten Natursteinmauern, die auch Heimat vieler Lebewesen ist, neu aufzusetzen und zu restaurieren – ein Handwerk, das nicht mehr viele beherrschen und leider immer mehr in Vergessenheit gerät. Der Aufwand wird sich lohnen: Karger Buntsandstein im Boden, kleinbeerige Klone und eine hohe Pflanzliche sind beste Voraussetzungen für erstklassigen Spätburgunder, wie er nur in einem solchen einzigartigen Umfeld gedeihen kann. Die beiden jungen Giegerich-Winzer sind eines der vielen Beispiele, wie viel Dynamik und Engagement gerade in der deutschen Weinszene eingekehrt ist. Es bleibt also spannend, was in den nächsten Jahren noch folgen wird, denn deren Ehrgeiz und Vision sind enorm.
Tradition und Freiheit
Fährt man entlang des Mains durch das Weinanbaugebiet Franken, bekommt man schnell den Eindruck, dass die Zeit dort stehen geblieben ist. Häckerwirtschaften, überall kleinere Weinfeste, Silvaner und natürlich der Bocksbeutel. Sicherlich pflegt man hier die alten und ursprünglichen Traditionen, doch von Stagnation zu sprechen, ist ein Trugschluss. Die nächste Generation an Winzer*innen steht wissbegierig und mit neuen Konzepten in den Startlöchern. So auch im Weingut Giegerich. Im beschaulichen Dorf Großwallstadt in Churfranken gelegen, wird hier im Betrieb generationsübergreifend gearbeitet. Dabei wird in Teilen an Altbewährtem festgehalten, aber der vierten und jüngsten Generation, Kilian und Philipp Giegerich, auch die nötige Freiheit zugestanden, neue Ideen zu verwirklichen. Während Kilian nach der Ausbildung noch die Technikerschule besuchte, sammelte Philipp auf verschiedenen Weingütern, unter anderem in Neuseeland und in Rheinhessen, weitere Erfahrungen. Seit 2021 sind die Brüder zusammen für den mittlerweile 17 Hektar Weinberge umfassenden Betrieb verantwortlich.