Stefan Meyer, Pfalz
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Lebendige Böden als Grundlage
Stefan Meyer sträubt sich, bei seinen Weinen den vielbemühten Begriff „Terroir“ zu benutzen. Angesichts der großen Terroirs der Weinwelt sieht er die Weinberge seiner Region mit eher nüchternen Augen – auch wenn er über beste Lagen in Rhodt und auch Edenkoben verfügt. Er spricht stattdessen lieber von der „Herkunft“, die er in seinen Weinen herausarbeiten will. Man soll die Böden, die Mikroklimata und den Jahrgang schmecken wie auch seine persönliche Handschrift. Frankreich, insbesondere das Burgund, ist für ihn da ein großes Vorbild. Nicht, um etwas zu kopieren, sondern um diese Auffassung von Wein auf seine Gegebenheiten zu übertragen. Dazu setzt er verstärkt auf den Ausbau in Eichenholzfässern, der sich schmeckbar, aber auch nie zu vordergründig in den Weinen niederschlägt. Ab den Ortsweinen vergärt er seine Weine zudem ausschließlich spontan. Die wesentlichsten Stellschrauben für Qualität sieht Stefan heute aber natürlich im Weinberg, vor allem in der größtmöglichen Vitalität der Böden, die aus seiner Sicht nur durch eine ökologische Bewirtschaftung gewährleistet werden kann. Dass seine Umstellung auf zertifizierten ökologischen Weinbau gerade mit dem schwierigen Jahrgang 2021 abgeschlossen war, bei dem die extreme Feuchtigkeit den biologischen Pflanzenschutz nahezu unmöglich machte, war für ihn kein Grund, diesen Weg infrage zu stellen. Stattdessen experimentiert er bereits mit den noch ganzheitlicher gedachten biologisch-dynamischen Methoden, von denen er sich viel verspricht.
Auf dem besten Weg
Stefan Meyer ist aus der eigenen Perspektive noch längst nicht da, wo er hin will. Der aus seiner Sicht „perfekte“ Wein ist auch ganz bewusst ein unerreichbares Ziel, aber eben sein Ansporn. Dass er qualitativ bereits ziemlich weit oben mitspielen kann, beweist unter anderem die Bewertung seines Syrah aus dem Rhodter Klosterpfad im Falstaff – auf Augenhöhe mit Spitzenerzeugern wie Hanspeter Ziereisen. Längst noch gar nicht auf Augenhöhe sind da nur seine Preise. Aber das dürften Weinfreund*innen wiederum wohl eher als Segen denn als Fluch empfinden.
Raus aus dem Pfalz-Klischee
Für den gemeinen Homo touristicus steht die Pfalz seit jeher für mit ungetrübter Schlachtplattenseeligkeit überladene Teller und nicht minder großzügig ausgeschenkte Weine – gerne aus dem Halbliter-Dubbeglas – gegen vergleichsweise kleines Geld. Für die meisten Winzer*innen der Region ist dieses Klischee heute Fluch und Segen zugleich. Für alle, die etwas höhere Ansprüche an den Tag legen, vor allem Ersteres. Einer von denen ist Stefan Meyer, der sein Familienweingut unter dem Namen Weingut Stefan Meyer in Rhodt unter Rietburg in dritter Generation führt. Sein Großvater hat den Betrieb dort gegründet, als einer der Ersten auch eigene Flaschenweine gefüllt und dafür eine überregionale Vertriebsstrategie entwickelt: In seiner Freizeit tingelte er mit dem Fahrrad und der Bahn durchs Land – bis hoch nach Gießen – und präsentierte dort seine flüssige Pfälzer Lebensfreude zum Beispiel bei Feuerwehrvereinen. Nachkommen dieses frühen Kundenstamms beliefert sein Enkel Stefan bis heute – vor allem eben mit sehr preiswerten Alltagsweinen. Als passionierter Winzer hat er aber eigentlich andere Ziele: Klasse statt Masse. Und höhere Qualität erfordert höhere Preise, was die Stammkundschaft nur selten goutiert. Aber darauf arbeitet er seit der Übernahme des Weinguts ehrgeizig hin. Mit Erfolg.