Bertram-Baltes, Ahr
Foto©BetramBaltes
Ewiger Weinbau in exponierten Steillagen – ganz ohne Glyphosat!
Julia und Benedikt bewirtschaften jetzt Rebstöcke in allen bedeutenden Lagen des Ahr-Tals. „Wir betreiben ewigen Weinbau“, erzählt Benedikt. Das heißt, alte Rebstöcke werden gepflegt, nicht herausgerissen. Viele der Pflanzen haben 50 Jahre und mehr auf dem Buckel. „Wenn man behutsam vorgeht, können Rebstöcke bis zu 400 Jahre alt werden.“
Gearbeitet wird nach dem Leitbild der Permakultur, per Hand und mit so wenig Eingriffen in die Natur wie möglich. Grundgedanke ist, dauerhaft funktionierende, nachhaltige und naturnahe Kreisläufe zu schaffen. Die Umstellung auf biodynamischen Weinbau läuft, 2021 wird der Betrieb voraussichtlich zertifiziert. Das Argument, dass in Steillagen der Glyphosat-Einsatz zum Schutz vor Erosion unumgänglich ist, widerlegen die beiden eindrucksvoll. Statt das Unkraut wegzuspritzen, gehen sie krugge. Was auf Rheinländisch so viel heißt wie jäten oder krauten. Das macht viel Arbeit und braucht ein beständiges Auge auf die Stöcke. Deshalb setzt Benedikt zur Unterstockpflege bretonische Ouessantschafe ein. In Klingenberg hat er damit gute Erfahrungen gemacht.
Many shades of Spätburgunder
Auf der nur 561 Hektar großen Rebfläche des Ahr-Tals gibt es im wesentlichen zwei Bodentypen. Der westliche Teil wird von steilen, dunklen Schieferhängen dominiert. Die Landschaft wirkt spektakulär, jeder noch so kleine Winkel ist terrassiert. Kalte Luftströme aus der Eifel sorgen für starke Temperaturunterschiede zwischen Tag und Nacht.
Im östlichen Teil weitet sich das Tal. Die Böden bestehen aus gelbem Löss, hier und da durchsetzt mit etwas Quarzit. Es ist deutlich wärmer, denn das Klima wird vom Rheintal beeinflusst.
Dementsprechend vielschichtig sind auch die Spätburgunder. Schon die Ortsweine aus Dernau (westlich) und Ahrweiler (östlich), obwohl beide von identischen Klonen gleichen Alters und im Keller vollkommen gleich behandelt, schmecken ganz anders.
Die beiden arbeiten den Lagenkern in ihren Weinen klar heraus. „Wir nehmen die Jahrgänge wie sie sind, die Weine sollen auf keinen Fall in ein Raster gepresst werden“, ergänzt Julia. „Es geht nicht darum, die Schwächen zu kaschieren, sondern die Stärken zu betonen.“ Das bedeutet Spontangärung, keine Filtration und nur minimaler Schwefeleinsatz. Seit 2016 wird auch nicht mehr mit Most angereichert, da schon das kleinste Bisschen alles verfälschen würde, so ihre Ansicht.
„Die Rebe soll kämpfen, das tut ihr gut“
Da der Berg von oben nach unten verwittert, sind die Böden weiter oben am Dernauer Hardtberg deutlich magerer als im darunter liegenden Pfarrwingert. Doch das ist kein Problem, im Gegenteil: „Die Rebe soll kämpfen, das tut ihr gut“, erklärt Benedikt. „Die Weinstöcke müssen in Konkurrenz sein und sich durchsetzen, wie in der freien Natur. Das macht die Trauben sehnig, den pH-Wert niedrig – und die Weine lagerfähig.“
Den Lagenweinen ist das Lagerpotenzial deutlich anzumerken. Mit ihrer seidigen Struktur bereiten sie aber auch schon jetzt großes Trinkvergnügen. Die Spätburgunder Mönchberg, Forstberg, Pfarrwingert, Rosenthal, Trotzenberg, Sonnenberg, Goldkaul – haben uns alle rundum begeistert. Und das, obwohl das Ende der Fahnenstange noch gar nicht erreicht ist: Denn bisher trat der Spätburgunder von Julia und Benedikt – kaum war er eingemaischt – aus Platzmangel eine rund 240 Kilometer lange Reise nach Klingenberg am Main an, um in Benedikts ehemaligem Keller zu reifen.
Doch damit ist bald Schluss, denn endlich hat das junge Winzerpaar im engen Ahr-Tal einen Ort gefunden, wo es ein neues Kellergebäude bauen kann. Nicht auszudenken, welche Qualitätssteigerung hier noch zu erwarten ist, wenn die langen Transportwege wegfallen! Ein Platz unter den Spitzen-Weinweingütern der Ahr ist ihnen jetzt schon sicher. Die Pole Position in Aussicht!
Ein neues Fass für Bertram-Baltes
Wie so viele Menschen an der Ahr hat die Hochwasser-Katastrophe auch die Winzer*innen Julia und Benedikt vom Weingut Bertram-Baltes schwer getroffen. Wir möchten helfen. Dafür brauchen wir Ihre Unterstützung. Mehr lesen
Bertram-Baltes: Mit doppelter Power an der Ahr
Aus zwei mach eins: Aus den Weingütern Julia Bertram und Benedikt Baltes wird das Weingut Bertram-Baltes. Benedikt ist nach neun erfolgreichen Jahren im churfränkischen Klingenberg an die steilen Hänge seiner Heimat zurückgekehrt und in das Ahr-Weingut seiner Frau Julia eingestiegen. Die hat 2018 die gesamten Rebgärten ihrer Familie übernommen. Benedikt bekam bereits die ersten Mayschoßer Parzellen von seinem Vater vermacht.
Das bedeutet: Doppelte Power auf mehr als doppelt so großer Fläche – und damit noch mehr Potenzial für trockenen, authentischen Ahr-Rotwein. Denn die beiden jungen Winzer*innen sind absolut Spätburgunder-verrückt und setzen kompromisslos auf eine elegante, kühle Stilistik.