Georg Lingenfelder, Pfalz
Foto©GeorgLingenfelder
Regenerative Landwirtschaft
In Zukunft möchte Georg die Ideen der regenerativen Landwirtschaft und der schonenden Weinbereitung vertieft in den Betrieb einfließen lassen. Gerade als Geologe legt er dabei großen Wert auf das Bodenmanagement im Weinberg und verzichtet auf die Nutzung von Maschinen, wann immer es möglich ist. Gute Voraussetzungen also, um das Weingut sicher in die Zukunft zu führen.
Naturwein ohne Dogmatismus
Mit dem Jahrgang 2020 war es dann so weit. Mit einem abgeschlossenen Weinbaustudium in der Tasche steigt Georg Lingenfelder vollständig in den Betrieb mit ein und auch seine ersten Weine unter eigenem Label gehen an den Start. Dabei hält er an den klassischen Pfälzer Rebsorten fest und gibt auch Underdogs wie Morio Muskat eine (berechtigte) Chance. Bei all seinem Handeln stehen eine regenerative Landwirtschaft, eine spontane Gärung der Weine und der Verzicht auf jegliche Zusätze (die Ausnahme bildet eine minimal Schwefelgabe) klar im Fokus. Auch die Abfüllung erfolgt stets ohne Filtration, um den natürlichen Charakter uneingeschränkt auf die Flasche zu bringen.
Diese Grundsätze werden als Leitlinien betrachtet und nicht zum Dogma erklärt, um stets die Freiheit zu haben, auf jegliche Situation angemessen reagieren zu können. Ziel ist es immer, das Terroir oder besser die Herkunft des Weins in seiner natürlichsten Art zu bewahren.
Über 50 Jahre alte Reben an Großkarlbacher Burgweg & Freinsheimer Musikantenbuckel
Dabei kann Georg Lingenfelder auf teilweise über 50 Jahre alte Familienweinberge zurückgreifen, die in sehr bekannten Lagen wie dem Großkarlbacher Burgweg oder dem Freinsheimer Musikantenbuckel stehen. Die dortigen von Kalk- und Löss geprägten Böden bieten beste Voraussetzungen, um markante, aber auch ausbalancierte Weine zu keltern. Der Weg vom Stock in die Flasche ist dabei in den Grundzügen stets identisch: Nach der Handlese werden die Trauben mit vollem Stielgerüst eingemaischt und einer mehrtägigen Mazeration unterzogen. Dann wird abgepresst. Der finale Ausbau erfolgt im Holzfass aus Pfälzer Eiche für etwa ein Jahr auf der Vollhefe. Die fertigen Weine zeichnen sich durch Charakter, Balance und Frische aus, und heben sich klar vom Pfälzer Mainstream ab.
Von der Geologie zurück zum Weinbau
Betrachtet man die heutige Weinwelt, entsteht der Eindruck, dass der Naturwein-Gedanke ein neumodischer Trend ist, auch wenn er sich an Jahrtausende alten Prinzipien orientiert. Im Weingut Lingenfelder in Großkarlbach im Norden der Pfalz wird schon seit Generationen nach dem Low-Intervention-Prinzip gearbeitet, auch wenn das Ergebnis lange nicht „Naturwein“ genannt wurde. Man orientiert sich einfach an einer 500 Jahre alten Tradition und verzichtet auf synthetische Produkte wie Reinzuchthefen und bewirtschaftete die Weinberge umweltschonend.
Dass Georg Lingenfelder diese Arbeit einmal fortführen würde, war zunächst nicht absehbar. Eigentlich ist er studierter Geologe und hatte bereits einen festen Job, doch die Liebe zur Heimat und sein ausgeprägtes Interesse an Wein zog ihn nach vielen Reisen zurück in die Pfalz. Wobei sein Weg zunächst noch einmal in den Hörsaal führte. In Geisenheim studierte er Önologie, unterstützte aber parallel bereits seinen Vater im heimischen Betrieb. Durch regen Austausch und zahlreiche Tastings wächst Georgs Interesse an naturbelassenen Weinen immer weiter, was seine Winzer-Philosophie bis heute deutlich prägt.