Weingut J.B.Becker, Rheingau
Foto©WeingutJBBecker
Eigenwillige Gewächse
Gemäß dem Motto „Der Wein weiß sich schon zu helfen“ wird in den elf Hektar großen Weingärten von Anfang an naturnah gearbeitet. 2008 stellt Hajo Becker offiziell auf biologischen Anbau um. Wein darf damals jedoch noch nicht als „Biowein“ deklariert werden, sondern nur als „Wein aus biologisch erzeugten Trauben“. Als eine EU-Regelung dies 2012 schließlich ändert, ist Hajo Becker mit dieser inhaltlich nicht einverstanden. So ist bis heute kein Bio-Siegel auf den Becker-Flaschen zu finden.
Seit 2007 vergären die Weine spontan, ohne Zugabe von Reinzuchthefen. Statt auf Filtration setzt Becker auf Zeit: Bis zu zwölf Monate liegen die Weine im großen Holzfass auf der Hefe. Frühestens zwei Jahre nach der Lese kommen sie in den Verkauf.
Mit seinem „bodenwürzigen Stil“ (Gault&Millau 2019) gilt der Winzer heute als Meister seines Faches. Das Reifepotenzial seiner Rieslinge ist legendär. Auch seine Spätburgunder zählen zu den besten Deutschlands.
Abseits jeder Schnelllebigkeit
Längst nicht alle Weine haben die Fähigkeit zum Altern. Ob Komplexität und Aromenvielfalt im Laufe der Jahre maximal ausreifen, hängt von Rebsorte, Jahrgang, Weinberg und Ausbau ab. 95 Prozent der Weinproduktion ist für den schnellen Genuss gemacht. Hajo Becker entzieht sich dieser Schnelllebigkeit. Gemeinsam mit Schwester Maria und Ehefrau Eva geht er seinen eigenen Weg und trotzt allen Modetrends.
Sein Keller ist ein wahres Eldorado für Liebhaber*innen gereifter Rieslinge und Spätburgunder! Es ist uns eine Ehre, einen bescheidenden Ausschnitt dieser nahezu 50-jährigen Weingeschichte im vinocentral präsentieren zu können.
Und wen interessiert, wie die aktuellen Rieslinge des Weinguts J.B. Becker schmecken, dem sei gesagt: Die Weine können reifen, müssen aber nicht! Sie sind meist auch schon im zarten Alter von zwei Jahren ein Genuss!
J.B. Becker – Aushängeschild für gereifte Weine
Primäraromen sind seine Sache nicht. Als Hans-Josef (Hajo) Becker Anfang der 1970er-Jahre das 1893 gegründete Weingut Jean-Baptist Becker übernimmt und die erste trockene Riesling Spätlese des Rheingaus vinifiziert, wenden sich viele der elterlichen Kund*innen ab. Zehn Jahre soll es dauern, bis sich Becker mit seinem Stil durchsetzt. Dieser hat bis heute Bestand: Das Wallufer Weingut ist Aushängeschild für gereiften Wein. Riesling-Fans gelten Beckers Varietäten als Nonplusultra. Auch junge Sommelièren und Sommeliers begeistern sich zunehmend für seine eigenwilligen Gewächse, in denen statt fruchtiger Noten balsamische Anklänge sowie kandierte Früchte, Honig und Karamell dominieren, ohne dass die Weine an Frische verloren hätten. Gerade als Speisebegleiter sind seine gereiften Rieslinge prädestiniert.