Seckinger, Pfalz
Foto©Seckinger
Junges Dreiergespann
Die drei treibenden Kräfte hinter dieser einzigartigen Erfolgsstory sind die Brüder Philip, Jonas und Lukas. Die älteren beiden haben ein Studium an der Weinbauhochschule in Geisenheim absolviert – der Jüngste studiert derzeit nebenbei auf Lehramt. Im Keller ist heute noch ein weiterer tatkräftiger Jungwinzer aktiv.
Schon 2012 als die Brüder das Weingut in Niederkirchen bei Deidesheim gründeten, war klar, dass hier keine halben Sachen gemacht werden. Viele Winzer wagen sich erst mit ein paar Jahren Erfahrung an das Thema „bio“ – die Seckinger-Brüder starteten direkt damit und stehen heute bereits kurz vor der noch etwas anspruchsvolleren biologisch-dynamischen Zertifizierung. Die etwas über 14 Hektar Rebflächen befinden sich in den Weinbaugemeinden Deidesheim, Ruppertsberg und Königsbach. Ein besonderes Steckenpferd der jungen Shootingstars ist die Rekultivierung alter, verwilderter Terrassenanlagen am Haardt-Rand.
Naturbelassene Harmonie
Im Keller wird nach allen Regeln der Naturweinkunst gearbeitet. Das bedeutet 100 % Spontangärung, lange Maischestandzeiten, kein Einsatz von Enzymen, Schönungsmitteln oder anderen Hilfsstoffen und minimale physische Eingriffe wie in manchen Fällen eine sehr sanfte Filtration. Auch Schwefel wird, wenn überhaupt, nur ganz gering dosiert bei der Füllung zugesetzt. Und das Ergebnis all dieses Tuns und vor allem Unterlassens? Herausragende Weine mit ganz wunderbaren Ecken und Kanten, die jedoch mitnichten von Fehltönen und Gäraromen geprägt sind, wie Kritiker*innen dieser Art Wein gerne pauschal unterstellen. Unverfälschte, charaktervolle Gewächse, die Rebsorte und Terroir in harmonischer Weise zum Ausdruck bringen. Kurzum: Ganz große Winzerkunst!
Senkrechtstart an der Haardt
Eigentlich ist es im Weinbau nicht viel anders als in anderen landwirtschaftlichen Bereichen. Die Zahl der Betriebe ist rückläufig und die Branche konzentriert sich auf immer weniger, dafür immer größere Güter. Echte Start-ups sind da eher die Ausnahme und wer sich in dieses Abenteuer stürzt, der muss entweder etwas verrückt sein oder genau wissen, was er tut. Bei Seckingers ist vielleicht beides der Fall. Denn hier setzt man zudem noch auf sogenannte Naturweine, Weine also, bei denen bewusst auf alle kellertechnischen Segnungen verzichtet wird, die es den konventionellen Kontrahenten heute vergleichsweise einfach machen, einen konsumentenfreundlichen Tropfen in die Flasche zu zaubern. Und die Vorlieben des/der durchschnittlichen deutschen Weinkonsument*in sind relativ überschaubar: gefällig im Geschmack und möglichst „preiswert“, um nicht zu sagen „billig“. Beides kann Naturwein nicht. Aber anscheinend haben Seckingers am Ende doch irgendwie alles richtig gemacht. Anders ist ihr Senkrechtstart nicht zu erklären, der das Weingut gerade mal fünf Jahre nach der Gründung mit einem Schlag in die 3-Trauben-Klasse des Weinführers Gault-Millau katapultierte.