Weingut Knewitz, Rheinhessen
Foto©WeingutKnewitz
Eselspfad – Reines Understatement
Trotz aller Riesling-Euphorie haben wir ein weiteres Kleinod nicht übersehen: Knewitz’ Weißer Burgunder aus der Lage Eselspfad. Vom Namen sollte man sich nicht täuschen lassen, er ist reines Understatement!
Der Weiße Burgunder Eselspfad begeisterte uns lange bevor wir das Weingut ins Programm nahmen. Vom Großvater gepflanzt und liebevoll gepflegt, erbringen die alten Reben heute wenige, kleine Beeren, die es in sich haben. Da es jedes Jahr nur eine geringe Menge gibt, ist der 2019er-Jahrgang längst ausverkauft, der 2020er reift noch im Fass. Im Winter dürfen wir uns eines der beiden 300l-Gebinde aussuchen, vier weitere Monate später wird er abgefüllt. „Wir arbeiten an etwas Langfristigem“, sagt Tobias. „Nicht von jetzt auf morgen.“ – Wir müssen uns also in Geduld üben. Bis die 400 Flaschen im vinocentral eintreffen, trösten wir uns mit köstlichem Knewitz-Riesling!
Im Dezember 2021 wurde das Weingut Knewitz in den VDP – Verband Deutscher Prädikatsweingüter e.V. aufgenommen. – Wir gratulieren ganz herzlich!
Den Bericht über unseren Besuch beim Weingut Knewitz lesen Sie hier
Tipp: Mi 20.11. Wine-Dining mit Tobias Knewitz in Gottfried Pachers Zu Tisch
Auf Einladung des vinocentrals präsentiert VDP-Winzer Tobias Knewitz am Mittwoch, dem 20. November 2024, seine Weine zu einem herbstlichen Vier-Gänge-Menü von Gottfried Pacher. Informationen und Buchung hier
Goldberg, Hundertgulden, Honigberg – schon die Namen lassen Großes ahnen
Die Weingärten der Familie Knewitz liegen in den besten Appenheimer, Nieder-Hilbersheimer und Gau-Algesheimer Lagen und reihen sich wie eine Perlenkette aneinander: Goldberg, Hundertgulden, Honigberg – schon die Namen lassen Großes ahnen. Hinzu kommen Steinacker, St. Laurenzi-Kapelle und Eselspfad.
„Unsere Familie lebt seit dem 19. Jahrhundert in diesem Tal“, erzählt Tobias Knewitz als wir mit ihm hoch oben auf dem Westerberg stehen und die steilen Hänge hinabblicken. „Das, was hier vor uns liegt, wollen wir in die Flasche bringen. Denn das gibt es nur hier.“
Dabei hat jede Lage, ja jede Parzelle ihren eigenen Charakter. Und welche Traube eignet sich besser, dieses einzigartige Terroir eins zu eins abzubilden – und schmeckbar zu machen? – Der Riesling.
Riesling, parzellenscharf ausgebaut
55 Prozent des heute 25 Hektar großen Weinguts sind mit Riesling bestockt. Im übrigen Teil wachsen Burgunder-Sorten und etwas Silvaner. Das Steckenpferd von Tobias und Björn Knewitz ist jedoch ganz klar der Riesling. Damit wollen die Brüder, die heute gemeinsam mit Tobias Ehefrau Corina das Weingut leiten, an die Spitze vorstoßen. Weit entfernt sind sie davon nicht mehr, schon seit geraumer Zeit finden sich ihre präzisen, rassigen Weine auf der Karte der Spitzengastronomie wie zum Beispiel des Münchner Tantris. Die einschlägige Fachpresse handelt sie als Shooting Stars der deutschen Weinszene.
Während Tobias, der in Geisenheim studiert hat, die Trauben im Keller parzellenscharf ausbaut, liegt Björns Fokus auf der Arbeit im Weinberg und in der eigenen Rebschule, die Vater Gerold schon Mitte der 1950er-Jahre gründete. Alles, was sie pflanzen oder umpfropfen, stammt von dort. Seit die beiden 2016 auf biologische Bewirtschaftung umgestellt haben, sind ihre mineralischen Weine noch kerniger geworden.
Vom urzeitlichen Korallenriff
Nicht Rheinfront, nicht Wonnegau, sondern Appenheim! – Das rheinhessische Weingut Knewitz liegt im Norden des größten Weinanbaugebietes Deutschlands, in einem – auf den ersten Blick – recht unspektakulären Seitental des Rheins.
Doch der Eindruck täuscht. Im Rücken des 1968 ausgesiedelten Winzerhofs erhebt sich der lang gezogene Westerberg. Das ist ein großes Glück, denn die rund 247 Meter hohe Erhebung ist eigentlich ein riesiges urzeitliches Korallenriff, das sich vor vierzig Millionen Jahren in einem tertiären Meer aufgefaltet hat. Das Salzwasser ist längst verschwunden, geblieben ist der große Kalkanteil im Boden, der die Knewitz-Weine einzigartig macht.