Moric: Roland Velich, Burgenland
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Zwischen Originalität und Tradition
Im Weinberg wirtschaftet Roland Velich biologisch – wenn auch nicht zertifiziert – und richtet sein Hauptaugenmerk auf alte, teilweise über hundertjährige Rebbestände, die von Natur aus geringere Erträge, dafür jedoch in ihrer Aromatik konzentrierteres Traubenmaterial liefern. Zudem kommen sie mit ihren tiefen Wurzeln beispielsweise mit Trockenheit besser zurecht. Unschätzbare Werte, wenn man kompromisslos auf Klasse statt Masse setzt. Alle Weine werden spontan vergoren und im Keller so wenig wie möglich manipuliert – Grundvoraussetzungen für die charaktervollen und höchst individuellen Wein-Originale.
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Mit Blaufränkisch gegen den Mainstream
Als Roland Velich 2001 den ersten Jahrgang seines Blaufränkisch-Projekts „Moric“ präsentierte, stand er mit seinem Weinstil noch relativ allein und unverstanden auf weiter burgenländischer Flur. Damals suchten die meisten Winzer der Region ihr Heil in puncto Rotwein in dem, was heute gerne als „Disney-Wein“ bezeichnet wird: im Keller aufgebrezelte alkoholstarke, überextrahierte und barrique-geschwängerte Kraftpakete, die dem weltweit populären „Bordeaux-Stil“ nacheifern. Der hat bis heute seine Anhänger – vielleicht weil solche Wuchtbrummen auch dem unbedarftesten Gaumen deutlich signalisieren, dass er da was „Gewichtiges“ im Glas hat.
Das Spannendste, was Österreich zu bieten hat
Die Blaufränkisch von Velich sind das Gegenprogramm dazu: Filigran, elegant, feinfruchtig, dicht und überaus delikat bringen sie Rebsorte und Terroir in faszinierender Weise zum Ausdruck. Unter Kennern zählen sie längst zum Spannendsten, was Österreich jenseits des Wein-Mainstreams zu bieten hat. Aber auch wenn die Moric-Blaufränkisch mittlerweile selbst in Parker’s Wine Advocate mit bis zu 95 Punkten bewertet wurden – der bis dahin höchsten Bewertung für einen österreichischen Rotwein überhaupt – erhalten sie bislang weder in Deutschland noch in ihrer Heimat die Aufmerksamkeit, die ihnen eigentlich gebührt.
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Herausragende Terroir-Weine
Dass der Blaufränkisch mit Fug und Recht zu den ganz großen Rebsorten gezählt werden darf, der wie zum Beispiel der Pinot Noir herausragende Terroir-Weine hervorbringen kann, hat Velich längst bewiesen. Auch dass die eigentliche Stärke des Burgenlandes im Bereich der Cool-Climate-Weine liegt. Mittlerweile haben sich zu den Blaufränkisch auch Weißweine gesellt. Mit Blick auf die Historie, die Weinbautradition und die geografische Zugehörigkeit des Burgenlandes zur pannonischen Tiefebene widmet er sich in der jüngeren Vergangenheit auch verstärkt Projekten in Ungarn, beispielsweise mit Ausnahmenwinzer Attila Homonna, einem der Vorreiter des trocken ausgebauten Tokajers.
Die Gewächse von Roland Velich sind intellektuelle Weine und in ihrer Jugend oft verschlossen und schwer zugänglich. Lässt man ihnen jedoch ein bisschen Zeit zu reifen, erweisen sie sich als feinfruchtig, vielschichtig, harmonisch und höchst komplex, dabei jedoch keinesfalls kompliziert. Moric-Weine sind nie billig – aber immer sehr viel mehr wert als ihren Preis.
Bild: Weingut Moric