Sclavos Wines, Ionische Inseln
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Gegen alle Trends – dennoch am Puls der Zeit
Der studierte Agrarwissenschaftler übernahm das Weingut 1996. Seine erste Amtshandlung als Winzer war die Umstellung der Weinberge auf biologischen, bald darauf auf biologisch-dynamischen Anbau. Das geschah in seinem Fall sicherlich nicht aus verkaufsstrategischen Überlegungen oder Trendbewusstsein heraus, denn Evriviadis’ diesbezüglich notorische Abscheu ist in der Weinbranche heute legendär – wie auch seine Weine. Er gilt als ausgemachter Eigenbrötler, dem alles Zeitgeistige fremd zu sein scheint. Als Beweis genügt bereits ein Blick auf die Etiketten. Noch beredteres Zeugnis dafür legen jedoch die Weine selbst ab: Sie wirken wie aus der Zeit gefallen, lassen sich in keiner Weise einordnen.
Inbegriff der spannenden griechischen Weinwelt
Die Wurzeln im Weinbau reichen bei Familie Sclavos bis ins ausgehende 19. Jahrhundert zurück. Evriviadis Sclavos Vorfahren hatten in Odessa am Schwarzen Meer ein Weingut gegründet. Erst 1919 kehrten sie bedingt durch die russische Revolution in ihre Heimat zurück und pflanzten Weinberge auf der Insel Kefalonia im ionischen Meer, westlich des griechischen Festlands, wo sich der Sitz des Weinguts immer noch befindet. Glücklicherweise ist ein großer Teil der alten Rebstöcke bis heute erhalten – die Reblaus hatte bislang wohl keine Schwimmflügel im Gepäck.
Kefalonia war nie ein wirklich bedeutendes Zentrum des griechischen Weinbaus und ist mit seiner wildromatischen Landschaft und den weißen Sandstränden heute eher auf dem Weg eine Hochburg des Tourismus zu werden. Evriviadis Sclavos hält das jedoch in keiner Weise davon ab, ausgerechnet hier wirklich herausragende Weine zu produzieren – allesamt aus alten, autochthonen Rebsorten, von denen ein paar aus heutiger Sicht zu den spannendsten Griechenlands zählen.
Begehrte Charakterköpfe aus alten, autochthonen Rebsorten
Bei aller Eigenheit ist ihre außergewöhnliche Qualität jedoch unter Kennerinnen und Kennern absolut unstrittig. Sie basiert wiederum auf einer Weinbau-Philosophie, die eigentlich ganz und gar dem heutigen State-of-the-Art entspricht und dem Naturwein-Gedanken sehr nahe steht: kompromisslose biodynamische Arbeit im Weinberg – mit lediglich homöopathischen Intervention. Im Keller regiert Low-Tech, sprich, Spontangärung, Verzicht auf jegliche Schönung oder Filtration und nur in manchen Fällen eine minimale Schwefelung. Nichtsdestotrotz hat man hier keine Naturweine im Glas, wie man sie gemeinhin heute kennt.
Die Sclavos-Weine sind echte Terroir-Vertreter, Charakterköpfe durch und durch. Sie sind rar, was zum einen den niedrigen Erträgen der alten Rebstöcke geschuldet ist, zum anderen der immensen weltweiten Nachfrage. In Anbetracht dessen liegen ihre Preise im Bereich des nahezu Lächerlichen. Schnäppchen sind sie dennoch nicht und wer einfach ein lustiges mediterranes Sommerweinchen sucht, wird mit ihnen nicht glücklich. Die Weine sind fordernd, höchst individuell und unangepasst. Das macht sie mit zum Spannendsten, was die griechische Weinwelt derzeit zu bieten hat und hebt sie auf den Olymp der großen Weine der Welt.