K.F. Groebe Riesling Morstein Großes Gewächs 2022

Als wir 2019 zum ersten Mal in Kontakt mit Weingut K. F. Groebe aus dem rheinhessischen Westhofen kamen, waren wir sofort von einem Wein begeistert: die Scheurebe aus einer Kernparzelle der Spitzenlage Morstein. Das dies nicht von ungefähr kam, sondern vielmehr von einem Spitzenterroir herrührte, zeigt sich heute. Denn (leider) musste dieser Weinberg aufgrund seines Alters und der damit verbundenen sehr niedrigen Erträgen neu bepflanzt werden. Statt der Scheurebe kam Riesling, denn hierfür ist der Morstein weltberühmt. Bei dem 2022er handelt es sich erst um den zweiten Ertrag dieses Weinbergs, dennoch wurde der Wein in der Anerkennungsprobe des VDP direkt als Großes Gewächs zugelassen. Neben Aulerde und Kirchspiel gibt es nun also ein drittes GG von Fritz Groebe. 

Der erste Eindruck in der Nase ist etwas überraschend. Kennt man die Weine von Fritz Groebe, weiß man, dass diese eine gewisse Ruhe und Ausgeglichenheit ausstrahlen. Hier hingegen zeigt sich eine ausgeprägte Reduktion mit wilden, flintigen Anklängen. Dies ist vermutlich dem Umlegen des Weins nach der Gärung im Holzfass in einen Edelstahltank geschuldet (oder zu verdanken). Hierbei wurde die komplette Hefe einmal ordentlich aufgewühlt, was den reduktiven Charakter fördern kann. 

Morstein-typisch haben wir einen kraftvollen Riesling mit einer recht üppigen Frucht von weißem Pfirsich. Mit ausgeprägtem Körper und reichlich Spannung präsentiert sich der Wein dann am Gaumen. Wieder mit viel Gelbfrucht, aber eben auch einer ausgeprägten Säure, die die Fülle des Weins auflockert. Eine herbe Kräutrigkeit gepaart mit der kalkgeprägten Mineralität runden alles ab. Bedenkt man das junge Alter der Reben, ist das ein grandioser Riesling und zeigt wieder einmal, dass exzellentes Terroir unverkennbar und die Basis für jeden Spitzenwein ist.

Sebastian Fehlinger vom vinocentral-Team, September 2023