Über 50 Süßweine aus 6 Ländern Europas
Foto@WeingutHahnmühle
Süßwein – Großes Reife- und vor allem Genusspotenzial
Der illustre Kreis der Personen, die gezielt zu einem Süßwein greifen, ist nicht gerade groß. Entsprechend rar und schmal ist das Sortiment in den Regalen vieler deutscher Weinhandlungen. Wir haben uns diesem Thema zugewandt und eine breite Palette spannender Vertreter zusammengestellt.
Oft wird behauptet, Süßweine seien überladen und wenig trinkanimierend. Doch wenn die Erzeuger*innen ihr Handwerk verstehen und die richtigen Rebsorten für die Herstellung heranziehen, entstehen Weine mit großem Reife- und vor allem Genusspotenzial. Oft sind sie auch ideale Speisebegleiter zu sehr würzigen Gerichten, Desserts oder Käse. Speziell die deutschen Riesling-Spezialitäten besitzen schon seit Beginn des 20. Jahrhunderts Weltruhm, werden auf Versteigerungen hoch gehandelt und sind neben berühmten Bordeaux-Weinen und Burgundern auf internationalen Weinkarten zu finden. Es lohnt sich also, hin und wieder mal eine Flasche Süßwein zu genießen.
Was versteht man eigentlich unter einem Süßwein?
Eine genaue Definition gibt es nicht. Um es einfach zu halten: Sobald ein Wein eine deutlich zu schmeckende Restsüße aufweist, kann man ihn als solchen bezeichnen. Wichtig ist, dass die vorhandene Süße natürlichen Ursprungs ist, es sich also um Fruchtzucker aus den Trauben und nicht um zugesetzten Zucker handelt.
Grob lassen sich drei Wege nennen, wie Süßwein hergestellt wird: Die Winzer*innen können die alkoholische Gärung frühzeitig durch Kühlung oder durch Zugabe von Schwefel stoppen, sodass nicht der komplette Zucker in Alkohol umgewandelt wird. Diese Methode findet vor allem bei fruchtsüßen Weinen wie Kabinett und Spätlese Anwendung. Andernfalls würden diese vollständig zu einem trockenen Wein durchgären.
Eine Konzentration des Zuckers kann aber auch vor dem Pressvorgang in der Beere selbst erfolgen. Entweder geschieht dies durch den Edelschimmelpilz Botrytis cinerea, der die Schale porös werden lässt, sodass die Flüssigkeit verdunstet (edelsüße Weine). Oder die Beeren werden nach der Ernte auf Strohmatten getrocknet (Strohweine). Beides führt zu einer Konzentration von Zucker, Säure und Extrakt in den rosinenartigen Beeren.
Riesling besonders prädestiniert
In Deutschland und auch Österreich finden sich zumeist Süßweine gekeltert aus der Königin der Rebsorten, dem Riesling. Aufgrund seiner typischen Säure wird der Restzucker hier bestens ausbalanciert. Zu erwähnen sind in diesem Zusammenhang vor allem die rassigen Kabinettweine, die fruchtsüßen Spätlesen sowie die edelsüßen Auslesen, Beerenauslesen und Trockenbeerenauslesen.
Beim Eiswein handelt es sich um eine besondere Spezialität, die aufgrund des Klimawandels heute jedoch immer seltener anzutreffen ist. Gelesen bei höchstens -7°C bleibt der gefrorene Teil des Wassers beim Abpressen der Trauben zurück, was ebenfalls zu einer Konzentration von Zucker und Säure führt.
Weitere geeignete Rebsorten für hochklassige edelsüße Weine sind Semillon (Bordeaux und Südfrankreich), Furmint (Tokajer aus Ungarn) und Gewürztraminer, der vor allem im Elsass zu finden ist. Ein berühmtes Beispiel für Strohwein ist der Vin Santo aus Italien.
Allesamt bieten spannendes Trinkvergnügen mit großer Geschmacksvielfalt, dem trotz des Siegeszuges der trocken Varianten unbedingt wieder mehr Aufmerksamkeit geschenkt werden sollte!