Château Le Puy Émilien Bio 2019

Seit 15 Generationen hält Familie Amoreau an der Tradition ihres Hauses, am althergebrachten Handwerk und an einem Weinstil fest, der spätestens seit den 1990er-Jahren eigentlich fast ausgestorben war. Pestizid- wie auch Barrique-Orgien gingen hier spurlos vorüber. Stattdessen wurde Le Puy – ohne das je anzustreben – zu einem Flaggschiff der Naturweinbewegung und produziert bis heute Bordeaux mit enorm viel Finesse und Eleganz. Und das auch bereits im Einstiegsbereich.

Wie in jedem Jahr setzt sich der Émilien aus 85 % Merlot, 7 % Cabernet Franc, 6 % Cabernet Sauvignon sowie je 1 % Malbec und Carmènére zusammen. Die Trauben stammen aus unterschiedlichen Parzellen des Weinguts mit einem Ertrag von nur 35 hl/ha. Biodynamischer Anbau, selektive Handlese und ein naturnaher Ausbau des Weins – ohne Schönung, Filtration oder sonstige önologische Eingriffe. Reifung für 24 Monate in gebrauchten Fässern – ohne Holzaromatik. Lediglich zur Füllung wurde der Wein minimal geschwefelt.

Im Bukett reife Beerenfrüchte, vor allem schwarze und rote Johannisbeeren, dazu Veilchen, erdig-mineralische Anklänge und ein Hauch Unterholz. Ein leicht animalischer Zug verliert sich mit der Luft. Im Mund fein und elegant, mit reifer, harmonischer Frucht. Ein frischer Säurenerv verleiht dem Wein Trinkfluss und Lebendigkeit. Das noch junge Tanningerüst wirkt zum jetzigen Zeitpunkt noch etwas kantig, geht aber bereits in ein samtiges, weiches Mundgefühl über. Bordeaux naturelle par excellence.

2019 war im Bordeaux teils ein sehr guter, aber auch sehr heterogener Jahrgang. Angesichts der allgemeinen Trockenheit bzw. Dürre und den Hitzewellen im Hochsommer waren kühlere, höher gelegene Weinberge mit alten, tiefwurzelnden Reben, die die Wasserversorgung aus der Tiefe aufrechterhalten konnten, klar im Vorteil. Auch kommen biodynamisch gepflegte, vitale Böden und Reben unter solchen Bedingungen grundsätzlich besser zurecht. So konnten die Brüder Amoreau 2019 einen weiteren Spitzenjahrgang einfahren.

Yook & Neser vom vinocentral-Team, Februar 2023