Vincent Girardin, Burgund
Fotos©VincentGirardin
Unter neuer Führung in die Zukunft
Obwohl Girardin seine Domaine 2012 verkaufte, hat sich an der Ausrichtung und am Qualitätsanspruch nichts verändert. Sein Nachfolger, Jean-Pierre Nié, Präsident der Compagnie de Vins d’Autrefois in Beaune, hielt nicht nur am erfolgreichen Namen, sondern auch am bestehenden Team mit seiner langjährigen Erfahrung und der Weinstilistik fest. Heute bietet das Haus Vincent Girardin Spitzenburgunder aus den namhaftesten Appellationen des gesamten Burgunds, vor allem der Côte de Beaune, die in der ganzen Welt begehrt sind.
Junger Senkrechtstarter von der Côte de Beaune
Vincent Girardin wurde der Weinbau quasi in die Wiege gelegt, stammt er doch aus einer Winzerfamilie aus Santenay im Süden der Côte de Beaune, also im Herzen des Burgunds, deren Wurzeln im Weinbau bis ins 17. Jahrhundert zurückreichen. Dennoch ist seine eigene Domaine relativ jung. Er gründete sie erst 1980 im vergleichsweise zarten Alter von 19 Jahren mit gerade mal zwei Hektar Rebfläche, die er von seinen Eltern übernommen hatte.
Der Erfolg ließ nicht lange auf sich warten. Schnell hatte er sich einen internationalen Ruf erarbeitet und die Nachfrage nach seinen Weinen stieg rasant. Da es im Burgund bekanntermaßen nahezu unmöglich ist, Rebflächen hinzuzukaufen – sie sind immens teuer und überaus begehrt – baute er sich über die Jahre ein Netzwerk an Winzerkollegen auf, die ihre Weinberge unter den gleichen strengen Qualitätskriterien pflegten und bereit waren, Trauben an ihn abzugeben.
Prägender Spätburgunder-Stil für das Burgund
Mit dem Beginn des neuen Jahrtausends holte er sich schließlich den erfahrenen Weinmacher Eric Germain als Kellermeister ins Weingut, um gemeinsam mit ihm den Stil des Hauses neu auszurichten und sich noch stärker als bisher auf die Herausarbeitung der einzelnen Terroirs zu fokussieren. Die Weine wurden schlanker, fokussierter und minimalistischer – und damit Vorreiter einer Weinstilistik, die bis heute den Ton an der Spitze des Burgunds angibt.
Von 2007 bis 2010 experimentierte man im Weingut mit der Biodynamie. Bedingt durch den unvermeidbaren Traubenzukauf erwies sich die Herausforderung allerdings als zu komplex. So entwickelte Vincent Girardin schließlich eigene und etwas einfachere Anbaukriterien, die bis heute ökologische Nachhaltigkeit und beste Traubenqualität gewährleisten: Zum Beispiel kommen keine Herbizide oder Insektizide zum Einsatz und die Böden werden ausschließlich mit natürlichem Kompost aus der Region gedüngt. Auch die Lese und Sortierung der Trauben von Hand ist für die Partner obligatorisch. In der Vinifizierung arbeitet man bei Girardin von Beginn an bis heute nach dem Mondkalender wie in der Biodynamie üblich. Alle Weine werden zudem spontan vergoren, mit minimalsten technischen Eingriffen ausgebaut und lange auf der Feinhefe gelagert.