Silvio Morando, Piemont
Foto©SilvioMorando
Hartnäckig wie das Monferrato
In fünfter Generation arbeiten die Morandos daran, diesen authentischen Ort mit seinen wunderbaren Erzeugnissen zu erhalten. Ihre erste Spur in Vignale geht auf das Jahr 1630 zurück, als das Familien-Oberhaupt die Festung vor der Belagerung durch die Spanier verteidigte. Ende des 19. Jahrhunderts begann der Ururgroßvater Gaspare mit dem professionellen Weinanbau. Silvio Morando und seine Frau Tiziana, die er auf der Önologischen Schule in Alba kennenlernte, führen die Tradition fort. Auch als in den 1960er-Jahren die Landflucht einsetzt, widerstehen sie dem Trend und bleiben. „Wir sind hartnäckig wie das Monferrato, das Jahrhunderte der Unterdrückung Widerstand geleistet hat“, sagt das Ehepaar.
Gemeinsam mit ihren Kindern Nicolò, Camilla und Rebecca bewirtschaften sie heute 15 Hektar Weinberge nach biologischen Richtlinien. Der Boden besteht hauptsächlich aus Ton, Sand und Streifen kalkhaltigen Untergrunds. Klassiker wie Barbera und lokale Spezialitäten wie Grignolino und Bonarda (aus einem alten lokalen Klon) sind ihre wichtigsten DOC-Weine. Daneben werden internationale Rebsorten wie Pinot Noir und Chardonnay angebaut.
Den historischen Keller haben sie erweitert, um die Produktion zu verbessern und die traditionellen Methoden mit neuen Technologien wie Edelstahltanks, einer neuen Abfüllanlage und Lagereinrichtungen zu kombinieren. Ziel ist es, das zu bewahren, was im Weinberg durch mühevolle Handarbeit und in strenger Traubenselektion an Qualität entsteht.
Weine voller Lebenslust
Und das sind keine schweren, tanninreichen Rotweine wie sonst in der Gegend üblich! Die Morandos bürsten das Piemont quasi gegen den Strich. „Das Motto von Silvio ist Einfachheit. Weit entfernt von komplizierten, teuren und seelenlosen Weinen produziert unser Italiener trinkbare Weine, die das Leben leichter machen“, schreibt der alternative französische Weinführer „Tronches de vin – le guide des vins qu’ont d’la gueule“.
Dies ist auch der Grund, warum Silvio auf den kleinen, alternativen Weinmessen statt auf den großen Schauen zu finden ist. vinocentral-Weinfachfrau Yook entdeckte ihn auf der Live Milano. Sie hat damit unser Vignale-Monferrato-Bild, das wir seit ein paar Jahren jeden Herbst privat genießen, um eine weitere sehr lebendige Facette bereichert!
Piemont gegen den Strich gebürstet
Barbera und Grignolino, aber auch Anarchico und Bastardo! – Das Weingut Silvio Morando verbindet in seinen Weinen, was die Geschichte seiner Heimat, des nördlichen Monferrato Casalese, sowie der eigenen Familie ausmacht: Stolze Tradition und Widerstand.
Herrschaftlich thront das Dorf Vignale Monferrato auf dem Hügel. Ein riesiger Palazzo, eine mächtige Kirche, hohe Mauern, umgeben von gepflegten Weinbergen, eine typisch italienische Bar an der Piazza. Auf den ersten Blick wirkt alles so, wie man sich das Piemont vorstellt. Doch der Eindruck täuscht: der Palast, mit EU-Geldern aufwendig saniert, steht seit Jahren leer, immer mehr Rebanlagen weichen dem Haselnussanbau, mit dem sich wesentlich schneller und leichter Geld verdienen lässt.
Nur noch 960 Einwohner*innen zählt Vignale Monferrato heute. Aber die, die noch da sind, geben nicht auf, im Gegenteil – mit viel Eigensinn, Liebe und Sorgfalt halten sie an dem fest, was diese Gegend seit Jahrhunderten ausmacht: Kultur und Kulinarik, guter, authentischer Wein und hervorragendes Essen, verbunden mit einem kommunikativen Dorfleben. Einer von ihnen ist der Winzer Silvio Morando.