Konni & Evi, Saale-Unstrut
Foto©Konni&Evi
Dank Ebay zum ersten Weinberg im Karsdorfer Ziegental
Die Geschichte des Weinguts ist ungewöhnlich: Konni kommt aus Naumburg an der Saale. Als Jugendlicher entdeckte er durch einen Aushilfsjob in einer Genossenschaftskellerei zunächst seine Leidenschaft für Wein, wenig später – während des Weinbau-Studiums in Würzburg – die Liebe zu der Lehramtsstudentin Eva-Maria „Evi“ Wehner. Als es ihm gelingt, auf Ebay einen kleinen Weinberg im Karsdorfer Ziegental zu ersteigern, ziehen die beiden zurück in Konnis Heimat nach Saale-Unstrut, um Naturwein zu machen. Das hat in der nördlichsten deutschen Weinbau-Region vor ihnen noch niemand gewagt, zumindest nicht, seit die Industrialisierung im Weinbau Einzug gehalten hat.
Zu DDR-Zeiten gab es in Saale-Unstrut nur drei große Staatsweingüter. Viele Familien hatten jedoch ein paar Rebzeilen für den Eigenbedarf. Nach der Wende entwickelten sich daraus eine dynamische Wein-Szene. Innerhalb von 25 Jahren wurden mehr als 70 Weingüter neu gegründet.
Freyburger Edelacker und andere große Namen
Auch Konni und Evi konnten weitere terrassierte und unterrassierte Steilhänge hinzugewinnen, darunter namhafte Lagen wie der Freyburger Edelacker. Alle Böden bestehen aus reinem Kalk, teilweise mit Ton/Lehm-Einzügen. Heute bewirtschaften sie rund vier Hektar, größten Teils mit uralten Reben im Alter von 30 bis 90 Jahren bestockt. Angebaut wird vor allem Silvaner, aber auch Weißburgunder, Gutedel, Riesling und Portugieser. In mühevoller Handarbeit werden die verwilderten Weingärten restauriert, kaputte Rebstöcke durch Klone aus der eigenen Genetik ersetzt. Dafür kennzeichnet Konni im Sommer besonders gute Stöcke, um im Winter davon Reiser zu schneiden und sie – wie bei unserem Kennenlernen – in die Pfälzer Rebschule zu bringen, wo sie auf amerikanische Unterlagen gepfropft und dann aufgezogen werden.
Voller Einsatz für Naturwein aus biodynamischen Steillagen
Noch immer betreibt das Paar das eigene Weingut im Nebenerwerb, Konni arbeitet bei einem größeren Weingut der Region, Evi ist Grundschullehrerin. Ihrem Elan und Arbeitseifer als Winzer*innen tut das keinen Abbruch. Die Weinberge werden nach biodynamischen Richtlinien bewirtschaftet. Die Lese im Oktober erfolgt ausschließlich per Hand. Für die Naturweine muss das Lesegut streng selektioniert werden. Nur vollkommen gesunde, Botrytis-freie Trauben werden verwendet und samt Rappen eingestampft. Nach der ein- bis dreitägigen Kaltmazeration folgt mittels Korbpresse ein extrem langer Pressvorgang von bis zu 30 Stunden, bevor der Most ohne Vorklärung in Fässer gefüllt wird. Diese sind aus Harzer Eiche und werden von einem befreundeten regionalen Küfer gefertigt. Die Weine bleiben bis zur Füllung auf der Vollhefe, erst dann werden sie abgezogen und teils leicht geschwefelt (0 bis 20 mg/l). Wie viel nötig ist, entscheidet Konni sensorisch und vermerkt es jeweils auf dem Rücketikett. Die Weißweine dürfen unter Flor reifen, gepumpt wird nicht, denn Konni und Evi vertrauen darauf, dass der Wein schon werden wird, wenn man ihn nur lässt – und er wird! Wir freuen uns sehr über diesen außergewöhnlichen Neuzugang in unserem Sortiment!
Back to the Roots in Saale-Unstrut
Die junge Winzer*innen-Szene ist gut vernetzt. Entweder wurde an einer der wenigen und überschaubaren Weinbau-Unis in Deutschland gemeinsam studiert oder bei interessanten Weingütern zeitgleich ein Praktikum gemacht. Man kennt sich eben, gerade dann, wenn in Weinberg und Keller eine verwandte Idee verfolgt wird.
Ähnlich verhält es sich zwischen Winzer*innen und Weinhändler*innen: Mögen wir eine*n Produzent*in, weil wir die Weine besonders spannend finden, fragen wir nach einem Tipp und lernen so, mit etwas Glück, den oder die nächste*n vielversprechende*n Weinmacher*in kennen.
Das Weingut von Konni & Evi aus Saale-Unstrut wurde uns von Carsten Saalwächter empfohlen – und umgekehrt das vinocentral wohl auch ihnen. Denn eine weitere Verkaufsadresse in Deutschland brauchten die beiden eigentlich nicht. Ihre Naturweine laufen im Ausland so gut, dass sie fast immer ausverkauft sind.
Um so mehr freute es uns, dass Konrad „Konni“ Buddrus Anfang 2023 auf dem Weg zu „seinem“ Rebveredler in der Pfalz im vinocentral Halt machte, um uns kennenzulernen. Der sympathische Winzer und seine Weine haben uns auf Anhieb begeistert.