Jacquesson, Champagne
Foto©Jacquesson
Im Besitz der Familie Chiquet seit 1974
Seit 1974 ist das Weingut im Besitz der Familie Chiquet, die seinen Sitz wiederum nach Dizy verlagerte und damit näher an die eigentlichen Rebflächen. Jean Chiquet gilt als eine der treibenden Kräfte hinter dem Aufstieg der kleinen familiengeführten Champagner-Häuser. 1988 übernahmen dann seine Söhne Laurent und Jean-Hervé das Ruder und führten den Namen Jacquesson in die Gruppe der weltweit anerkannten Spitzenerzeuger. Die beiden gehören mit zu den Begründern des Trends der Winzerchampagner. Diese werden entgegen der bis heute vorherrschenden Praxis nur aus selbst bewirtschafteten Rebflächen erzeugt, was die Weine sehr viel individueller macht.
Ein Urgestein mit bewegter Geschichte
Die Geburtsstunde des Champagner-Hauses Jacquesson fällt gerade noch ins 18. Jahrhundert, der ersten großen Blütezeit der Champagne: 1798 gründete Memmie Jacquesson im damaligen Châlons-sur-Marne (heute Châlons-en-Champagne) den Betrieb. Die Leitung übernahm sein Sohn Adolphe, ein überaus erfinderischer Zeitgenosse, der nicht nur eigene Methoden zur Weinbereitung und Weinbergsarbeit entwickelte, sondern 1844 auch die Agraffe erfand, jene Drahtspange, die bis heute die Schaumweinkorken sichert. Jacquesson zählte schnell zu den renommiertesten Häusern der Champagne und unter anderem ging der Mainzer Winzersohn Johann-Joseph Krug hier in die Lehre, um bald darauf seine eigene Champagner-Dynastie zu begründen. Beide Söhne Adolphes starben jedoch früh und so verschwand das Haus mehr oder weniger in der Versenkung. Eine erste gelungene Reanimation erfuhr die Marke dann ab 1925 in der Champagner-Metropole Reims.
Herkunft, Jahrgangstypizität und Reife in Perfektion
Heute verfügen die Brüder Chiquet vor allem im Vallée de la Marne, aber auch noch in der südlich angrenzenden Côte des Blancs über rund 29 Hektar eigener Rebflächen und sieben weiterer in Pacht – ausschließlich Grand- und Premier-Cru-Lagen in den Gemeinden Hautvillers, Dizy, Aÿ, Mareuil-sur-Aÿ und Oiry sowie in Avize.
Nachdem sie zunächst die Herbizide aus ihren Rebflächen verbannt hatten, wird mittlerweile generell weitgehend biologisch gewirtschaftet. Im Keller haben die Brüder auf traditionelle Methoden umgestellt. Im Zentrum stehen hierbei die spontane Fermentation und der Ausbau der Grundweine im großen Holzfass anstelle der weithin üblichen Edelstahltanks. Davon versprechen sich die Chiquets mehr Komplexität und aromatische Finesse, aber auch nicht den dominanten Einfluss kleiner Barriques. Sämtliche Parzellen werden seit den 1990er-Jahren separat ausgebaut und Jahrgangschampagner – einer strikten Idee von Terroir folgend – nur aus drei Einzellagen produziert. Außergewöhnlich ist bereits die Basis-Cuvée der sogenannten 700er-Serie, die ganz bewusst von Jahr zu Jahr geschmacklich variiert – einer der besten Nonvintage-Champagner überhaupt.
Eine besondere Spezialität bei Jacquesson sind die oft erst Jahre nach der ursprünglichen Veröffentlichung degorgierten Champagner unter der Bezeichnung „Dégorgement Tardif“, die durch die verlängerte Reife eine noch faszinierendere Komplexität entwickeln.