Jeaunaux-Robin, Champagne
Foto©JeaunauxRobin
Regionaler Vorreiter des Winzerchampagners
Der Weinbau hat hier erst in den 1960er- und 1970er-Jahren überhaupt wieder einen Aufschwung erlebt. Ein Kind dieser Entwicklung ist die Domaine Jeaunaux-Robin, die heute von Cyril Jeaunaux und seiner Frau Clémence geführt wird. Während viele Winzer*innen der Region die eigenen Trauben nach wie vor an Kooperativen oder große Champagnerhäuser abliefern, schafften die Eltern von Cyril Jeaunaux bereits 1971 eine eigene traditionelle Coquard-Presse an, um zumindest einen Teil ihrer Lese selbst zu verarbeiten und so den Schritt in die Eigenvermarktung zu wagen – lange bevor Winzerchampagner zum Trend werden sollten.
Der Plan ging auf und Jeaunaux-Robin investierte weiter in den Aufbau der Domaine mit modernen Edelstahltanks. 1986 entstand ein neuer geräumiger Gewölbekeller mit idealen Reifebedingungen. Ab 1999 übernahm Cyril den elterlichen Betrieb in der Champagne Schritt für Schritt. 2002 wurden gebrauchte Burgunderfässer aus Dritt- und Viertbelegung angeschafft, um den Ausbau künftig vor allem im Holz vorzunehmen, was den Grundweinen durch Mikrooxidation mehr Komplexität verleiht.
Die unbekannte Champagne
Die seit drei Generationen familiengeführte Domaine Jeaunaux-Robin liegt in der kleinen Gemeinde Talus-Saint-Prix im Westen der Coteaux du Morin beziehungsweise im Vallée du Petit Morin – rund 30 km südwestlich von Epernay und 15 km nördlich von Sézanne. Hier ist von Glanz und Glorie der Champagne wenig zu spüren.
Die winzige Unterregion war lange so unbedeutend, dass sie gerne mit der Côte de Sézanne im Süden – ebenfalls ein Underdog – in einen Topf geworfen wurde. Obwohl sie sich durch die Beschaffenheit der Böden und die dominierende Rebsorte Pinot Meunier von ihr wie auch von der berühmten Côte des Blancs im Norden deutlich abgrenzt.
Letzterer, einer reinen Chardonnay-Region, wird sie heute jedoch offiziell zugeordnet. Für den Meunier gibt es hier aber gute Gründe: Zum einen harmoniert die Rebsorte mit den tonhaltigen Böden, zum anderen ist sie relativ resistent gegen Spätfröste, die das Tal gerne heimsuchen.
Terroir und Eigenständigkeit – Bioqualität in der Champagne
In Talus-Saint-Prix verfügt Jeaunaux-Robin heute über 4,5 Hektar – 60 % davon sind mit Pinot Meunier bestockt, 40 % mit Pinot Noir und nur 10 % mit Chardonnay. Die Ton-Kalkböden der nach Süden ausgerichteten Hänge oberhalb der Gemeinde unterscheiden sich vom Rest der Champagne durch ausgeprägte Vorkommen an Feuerstein – ein absolutes Unikum. Mittlerweile gehört aber auch 1 Hektar Rebfläche in der Côte des Bar zur Domaine.
Bereits 2005 hat Cyril Jeaunaux sämtliche chemisch-synthetischen Präparate aus dem Weinberg verbannt. Seit 2010 nutzt er teils biodynamische Methoden, 2015 folgte die komplette Umstellung auf diese Wirtschaftsweise und 2018 schließlich der erste offiziell biozertifizierte Jahrgang. Durch den hohen Anteil an roten Rebsorten sind die Champagner des Hauses eher von Frucht und Fülle geprägt, dabei jedoch stets mineralisch und präzise. Bereits die Basis-Cuvée ist für uns ein grundsolider und sehr eigenständiger Winzerchampagner par excellence, der teils deutlich teurere Marken-Cuvées wie auch etliche berühmtere Provenienzen ziemlich alt aussehen lässt.