Domaine de la Taille aux Loups, Loire
Foto©DomainedelaTailleauxLoups
Versierter Handwerker und großer Visionär
Blot war zunächst als Pâtissier in der gehobenen Pariser Gastronomie tätig, wo er seine Leidenschaft für Wein entdeckte. Die führte schließlich dazu, dass er in den 1980er-Jahren der Gastronomie den Rücken kehrte, um sich als „Weinmakler“, eine Art Vermittler zwischen Winzer*innen und Händler*innen, zu betätigen. Schon während dieser Zeit liebäugelte er mit der Idee, selbst Wein zu erzeugen. Um den Beginn der 1990er-Jahre herum bot sich ihm schließlich eine günstige Gelegenheit: In der damals noch etwas verschlafenen Gemeindeappellation Montlouis-sur-Loire in der Touraine hatten Winzer aus dem Bordelais 1988 die Domaine de la Taille aux Loups mit sieben Hektar Chenin-Blanc-Reben gegründet. Nach einem wohl holprigen Start wurde der gerade mal 22-jährige Winzer Christophe Mesliand für die Weinbergsarbeit verpflichtet und auch ein neuer Kellermeister gesucht. Jacky Blot übernahm 1990 versuchsweise den Job und bereits zwei Jahre später das Weingut als Eigentümer. Mesliand brachte die überwiegend alten Reben auf Vordermann und verbannte peu à peu die chemisch-synthetischen Dünge- und Spritzmittel. Blot wirkte vor allem im Keller, wobei sicherlich auch seine bisherigen beruflichen Erfahrungen zum Tragen kamen: Hier entfaltete sich der in der Pâtisserie geschulte Präzisionshandwerker mit einer sehr klaren Idee von Wein und einem untrüglichen Sinn für Qualität. Letztere hatte sich der Weinmakler in unzähligen Verkostungen erarbeitet. Markenzeichen wurde vor allem Blots geradezu virtuoser Holzeinsatz.
Aufstieg in den Weinolymp
Von Anfang an waren die Weine der Domaine so absolut einzigartig – wie kommerziell erfolglos. Das hatte verschiedene Gründe: Die Appellation Montlouis-sur-Loire dümpelte damals mit altbackenen, grundsätzlich mit etwas Restsüße aufgehübschten Billigweinen vor sich hin. Die Chenin Blanc - Weine von Taille aux Loups waren hingegen entweder knochentrocken oder dezidiert edelsüß, in jedem Fall jedoch sehr anspruchsvoll. Ihr Holzeinfluss war zudem ein Novum in der Region wie auch die hohen Preise, die der enorme Aufwand in Weinberg und Keller erforderlich machte. Das alles wurde damals zunächst einfach nicht verstanden. Die wirtschaftliche Durststrecke bewältigte Blot mit seiner Nebentätigkeit als Weinmakler. Irgendwann im Lauf der 1990er-Jahre wendete sich dann das Blatt. Presse und Handel wurden auf die Ausnahmeweine aufmerksam und lobten Jacky Blot bald als Shootingstar und großen Visionär. Mit dem ökonomischen Aufstieg konnten weitere Rebflächen hinzugekauft werden – heute sind es rund 60 Hektar. 2002 kam schließlich ein zweites Weingut in der Rotweinappellation Bourgueil hinzu – die Domaine de la Butte. 2016 erhob der renommierte Weinführer Bettane & Desseauve Jacky Blot mit fünf Sternen in den französischen Weinolymp. Er konnte schließlich als gefeierter Biopionier, visionärer Weinmacher und stilprägender Erneuerer der Touraine mit Stolz aus dem Leben gehen. Sein Erbe dürfte bei seinem Sohn und einem Team aus langjährigen Mitarbeiter*innen in besten Händen sein.
Einer der ganz Großen: Jacky Blot
In Deutschland ist er nur eingefleischten Loire-Fans ein Begriff – in Frankreich dagegen wird sein Name in einem Atemzug mit den renommiertesten Spitzenerzeugern wie Romanée-Conti, Krug, d’Yquem oder Pétrus genannt: Jacky Blot. Und obwohl er die Geschicke seiner beiden Weingüter bereits seinem Sohn Jean-Philippe anvertraut hatte und im Mai 2023 mit 75 Jahren einem kurzen, aber schweren Krebsleiden erlag, kommt man nicht umhin, von dieser bedeutenden Persönlichkeit zu erzählen, die mit der Domaine de la Taille aux Loups und der Domaine de la Butte Weinbaugeschichte geschrieben hat.