Domaine de la Pépière, Loire
Foto©DomainedelaPépière
Drei Musketiere für den Muscadet
Im Lauf der Jahre kamen zu der anfänglich kleinen Domaine nicht nur weitere Rebflächen hinzu, sondern auch ein gleichgesinnter Mitstreiter und eine Mitstreiterin, die das Weingut mit ihren ganz eigenen Kompetenzen bereicherten. 2007 stieg der erfahrene Biowinzer Rémi Branger mit ein und führte das Weingut zu seiner ökologischen Zertifizierung. Dann folgte Gwénaëlle Croix 2013 als Dritte im Bunde und mit ihr die Hinwendung zur Biodynamie. Das Trio kämpft seither für ein gemeinsames Ziel, nämlich dem ehemals hoch angesehenen Muscadet zu seiner alten Qualität und Reputation zurück zu verhelfen. Beides hatte die vorangegangene Winzergeneration recht nachhaltig an die Wand gefahren.
Die Renaissance einer großen Tradition
Auf die Frage nach der perfekten Weinbegleitung zu Hummer, Langusten, Meeresschnecken oder Muscheln gab es in der Grande Nation sowie in der gehobenen Gastronomie in ganz Europa bis in die 1970er-Jahre hinein zwei vollkommen unstrittige Antworten: Muscadet oder auch Chablis. Vor allem der feinwürzige, frische Muscadet mit seiner milderen Säure galt als optimaler Partner. Doch dann kam der Siegeszug der Industrialisierung des Weinbaus mit seinen vermeintlichen Segnungen wie den synthetischen Dünge- und Pflanzenschutzmitteln und auch neuen önologischen Verfahren im Keller. Sie wurden dem Muscadet zum Verhängnis. Denn die große Nachfrage konnte nun mit unbekümmerter Ertragssteigerung bedient werden und der Wein entwickelte sich mehr und mehr zum austauschbaren, billigen Zechwein – ohne Anspruch oder gar Reifepotenzial. Auf den kommerziellen Höhenflug mit Masse statt Klasse folgte ein jäher Absturz – die große Tradition und die altehrwürdige Reputation waren ruiniert. Dass diese Geschichte nun doch noch eine erfreuliche Wendung nehmen kann, ist einigen wenigen Produzent*innen wie der Domaine de la Pépière zu verdanken. Durch sorgfältige biodynamische Arbeit im Weinberg und eine sensible Arbeit im Keller mit nur minimalen Eingriffen haben sie heute dem Muscadet den Weg zurück in den Kreis der großen französischen Terroir-Weine geebnet. Nur der Weg zurück ins Bewusstsein der Konsument*innen, der ist noch eine Durststrecke. Aber an Durst ist man in der Region ja anscheinend gewöhnt …
Bei unserer Loire-Tour im Mai haben wir Rémi Branger auf dem Weingut besucht, mehr darüber in unserem Reisebericht im vinocentral-Blog.
Wein statt Wasser
Wenige Kilometer südöstlich von Nantes – im Herzen des Anbaugebiets Muscadet – liegt am Rande der kleinen Gemeinde Maisdon-sur-Sèvre die Domaine de la Pépière. Gegründet wurde sie 1984 von Marc Ollivier, der hier aufwuchs. Der Weingutsname leitet sich vom französischen Wort „pépie“ ab, das umgangssprachlich auf großen Durst und somit auf die Trockenheit der Region verweist. Die Brunnen in dem Weiler führten bereits zu früheren Zeiten nicht genug Wasser, um das Vieh zu tränken. Ollivier vermutet, dass die Menschen der Region deshalb schon immer als exzessive Weintrinker*innen galten. Seinen zum Teil über 70 Jahre alten Reben mit ihren tiefen Wurzeln macht der Wassermangel jedenfalls nicht zu schaffen.