Domaine Saint Nicolas, Loire
Foto©DomaineSaintNicolas
Thierry Michon – Einzelkämpfer mit Pioniergeist
Die Domaine gründete Thierrys Vater im Jahr 1960 – als einer von damals noch zahllosen Weinbauern in der Region. Heute wird sie von Thierry gemeinsam mit seinen Söhnen geführt. In der Gemeinde L'Île-d'Olonne in der Subregion Brem sind sie die letzten verbliebenen Winzer, was Thierry aber nicht davon abhalten konnte, gerade hier einen hochmodernen Bau hinzustellen, mit dem er nebenbei auch den Weintourismus ankurbeln will. Genauso hat er auch in allen anderen Bereichen stets an einer unerschütterlichen Zukunftsorientierung festgehalten. Bereits 1993 – als der biodynamische Weinbau selbst in Frankreich noch in den Kinderschuhen steckte – stellt er den Betrieb auf Biodynamie um. Wenig später sprang er mit auf den avantgardistischen Naturwein-Zug auf, wobei ein Großteil seiner Weine zwar charakterstark und „naturbelassen“, aber dennoch massentauglich sind.
Paris, New York, Tokio … und Darmstadt
Auf rund 40 Hektar baut die Domaine Saint Nicolas heute die typischen Loire-Rebsorten Cabernet Franc und Chenin Blanc an, vor allem aber Pinot Noir (40 %), Gamay, Chardonnay sowie unter anderem den Groslot bzw. Grolleau Gris, der Mitte des 20. Jahrhunderts nahezu verschwunden war. Die Böden rund um Brem-sur-Mer und L'Île-d'Olonne sind von Lehm und Schiefer geprägt, was den Weinen viel Charakter und Kraft, aber auch Finesse mit auf den Weg gibt. Der Atlantische Ozean mit seiner salzigen Luft sorgt für ein relativ kühles Klima – die Jahresdurchschnittstemperatur entspricht ungefähr der des Rheingaus, obwohl die Vendéens viel südlicher liegt. Die französischen Gourmet-Restaurants reißen sich mittlerweile um die Weine der Domaine, aber auch in die USA und nach Japan exportiert Thierry längst erfolgreich. Und in Deutschland? Doch, auch hier sind sie uns schon vereinzelt in etwas zeitgemäßeren Restaurants begegnet. Und natürlich haben sie im vinocentral bereits eine stetig wachsende Fan-Gemeinde …
Unbekannte Perle Fiefs Vendéens
Das Weinbaugebiet Fiefs Vendéens hat sich in den vergangenen Jahren ordentlich gemausert, ist aber auf zweierlei Weise weit ab vom Schuss. Zum einen im Hinblick auf die Weinbauregion Loire, der es zugerechnet wird, obwohl es völlig isoliert rund 50 km südlich der Loire an der Atlantikküste liegt, – zum anderen aus der Wahrnehmungsperspektive vor allem der deutschen Weinkonsument*innen gesehen. Die Weine der Loire sind hierzulande ja als Ganzes noch eine reine Randgruppenveranstaltung, von Fiefs Vendéens ganz zu schweigen. Dabei ist das Gebiet mit seinen gerade mal 480 Hektar (Das entspricht beinah der selbst für deutsche Verhältnisse winzigen Hessischen Bergstraße) eine weinbauliche Perle. Von der steigenden Qualität dort zeugt nicht zuletzt auch die Aufwertung zur AOC im Jahr 2011. Als Vorreiter dieses Qualitätsschubs kann durchaus der quirlige und umtriebige Winzer Thierry Michon von der Domaine Saint Nicolas gelten.