Domaine Nathalie et Gilles Fèvre, Burgund
Foto©DomaineNathalieGillesFevre
Beste Lagen: „Fourchaume“ und „Les Preuses“
Nach ihrer Winzerausbildung und einigen Jahren in anderen Weinbauregionen übernahmen die beiden Gilles Familienweingut und brachten es qualitativ wieder nach vorn. Rund 50 Hektar gehören heute zum Weingut, von kleineren Lagen in den einfacheren Appellationen Petit Chablis und Chablis über stolze 10 Hektar in der berühmten Premier-Cru-Lage „Fourchaume“ und weiteren Premier-Crus bis schließlich zur legendären Grand-Cru „Les Preuses“. Im Weinberg arbeiten die Fèvres zwar noch nicht vollständig biologisch, allerdings kommen vor allem in den Premier- und Grand-Cru-Lagen überhaupt keine Pestizide zum Einsatz und nur in den einfacheren Lagen gelegentlich Herbizid. Seit 2015 trägt das Weingut die staatliche Zertifizierung „HVE“ für ökologische Nachhaltigkeit.
Terroir par excellence
Der Weinstil der Fèvres ist so feingliedrig und elegant, wie man das im Chablis erwartet. Ganz allgemein findet man heute in der gesamten Appellation immer seltener Wein mit der ausgeprägten, stahligen Säure, für die sie früher berühmt war. Ob das dem Zeitgeist oder dem Klimawandel zuzuschreiben ist, lässt sich kaum beantworten. Jedenfalls zeichnen sich auch die Weine der Fèvres durch eine harmonische Säure aus. Vor allem im Bereich der Premier- und Grand-Crus überzeugen sie durch wundervolle Struktur im Mund und der bisweilen atemberaubenden Mineralität, die den Mythos Chablis dereinst begründete. Das sind dann Terroir-Weine par excellence, wie man sie so eben nur im Chablis und dort nur bei wirklich herausragenden Produzenten finden kann.
Höhen und Tiefen des Mythos Chablis
Das Chablis, das mit weiteren kleineren Appellationen rund 120 Kilometer nordwestlich von Dijon liegt, also weitab vom Kerngebiet des Burgunds, blickt auf eine bewegte Geschichte zurück. Im 19. Jahrhundert hatte die Appellation Weltruhm erlangt. Dann dezimierten Mehltau, Reblaus und Kriege die Rebflächen um zwei Drittel. Ende der 1950er-Jahre musste der Weinbau hier sogar durch staatliche Rettungsmaßnahmen am Leben erhalten werden. In den 70ern stieg dann seine Popularität recht unverhofft wieder und die 80er brachten schließlich einen so gewaltigen Boom, dass die Region an ihrem eigenen Erfolg erneut zugrunde ging. „Chablis“ war zum Inbegriff trockener Weißweine geworden. Um die irrsinnige Nachfrage rund um den Globus zu bedienen, wurden sämtliche Register des industriellen Weinbaus gezogen. Doch im gleichen Maß, wie die Verkaufszahlen nach oben schossen, ging es qualitativ bergab, bis zu dem Punkt, an dem der Markt komplett zusammenbrach. Bis heute hat sich das Chablis nicht vollständig von diesem Crash erholt, aber aus der Krise gingen einige Weingüter hervor, die wieder bedingungslos auf Qualität statt Quantität setzten. So auch Nathalie und Gilles Fèvre in Fontenay-Près-Chablis (nicht zu verwechseln mit dem bekannteren William Fèvre), deren Familienweingut seit 1745 alle Höhen und Tiefen durchlebt – und vor allem überlebt hat.