Domaine de I'Iserand, Rhône - nördlich
Foto©DomainedeIIserand
Natürlich, aber nicht um jeden Preis
Das Ziel, in die Fußstapfen seines Großvaters zu treten, hat er dabei nie aus den Augen verloren. Schließlich gelang es ihm 2011 zunächst eine Parzelle mit Syrah-Reben in Saint Joseph zurückzukaufen, die jener noch selbst gepflanzt hatte. Schritt für Schritt kamen Neupflanzungen hinzu. Und als die Rebfläche groß genug war und seine Domaine de l’Iserand in dem 500-Seelen-Dörfchen Sécheras solide Gestalt angenommen hatte, kehrte Jean-François seinem Leben als Weinbarbesitzer schließlich den Rücken, um sich künftig nur noch dem Weinbau zu widmen. „Meine Domaine habe ich nach der Schlossruine Iserand aus dem 12. Jahrhundert benannt, um die herum meine Weinberge liegen. Ein echt erstaunlicher Landstrich mit der Rhône gleich um die Ecke“, erzählt Jean-François. Dass er hier biologisch wirtschaftet und möglichst naturbelassene Weine keltert, war für ihn von Anfang an selbstverständlich: „Es ging mir schon immer um Bio- und Naturwein, um dem Terroir, dem Menschen und der Biodiversität Respekt entgegenzubringen.“ Über die biologischen Maßnahmen hinaus setzt Jean-François verstärkt auch biodynamische Präparate ein, um seine Reben zu unterstützen. Im Keller versucht er, möglichst wenig einzugreifen. Er verzichtet grundsätzlich auf Schönung oder Filtration und die damit verbundenen Zusatzstoffe. Lediglich beim Schwefel geht er Kompromisse ein: „Ich mag keine Weinfehler und bin kein Kamikaze-Pilot. Wenn sich ein Wein in eine ungute Richtung entwickelt, dann helfe ich ihm auch mal mit geringen Schwefeldosen.“
In den Fußstapfen des Großvaters
Eine besondere Leidenschaft für Wein hatte Jean-François Malsert schon immer. Sein Großvater war Winzer gewesen, hatte seine Weinberge in der berühmten Appellation Saint Joseph an der nördlichen Rhône jedoch verkauft, als er in Rente ging. Der Enkel entschied sich dennoch für den Beruf. Nach seinem Master in Önologie zog es ihn nach Australien, um dort Berufserfahrung zu sammeln. Zurück in Frankreich – ohne eigene Weinberge – bot sich ihm dann zunächst die Gelegenheit, eine Weinbar zu eröffnen. Im „Carafes en Folie“ („Karaffen-Wahnsinn“) in Tournon-sur-Rhône, knapp 20 km flussaufwärts von Valence, tischte Jean-François Malsert Weine auf, die möglichst natürlich produziert und ausgebaut waren, Weine mit Lebendigkeit und Trinkfluss, wie er sie selbst bevorzugte. Damit hatte er offensichtlich einen Nerv getroffen – die Bar wurde recht populär.
Eselsohren statt Heiligenschein
Und so präsentieren sich seine Naturweine zumeist so erstaunlich klar und reintönig, dass selbst die Weinkontrolleure am Saint Joseph der Domaine de l’Iserand nichts zu beanstanden haben und dieser sogar seine Herkunftsbezeichnung auf dem Etikett führen darf. Das ist bei Naturweinen eher selten der Fall. Meistens können diese, weil sie von der Norm abweichen, nur als „Landwein“ vermarktet werden. „Ich bin stolz darauf, die Bezeichnung Saint Joseph mit einem natürlich hergestellten Wein vertreten zu können. Es ist machbar. Nur ein Mal habe ich eine Verwarnung bekommen.“ Die Weine der Domaine de l’Iserand sind also durchaus ernst zu nehmen. Auch wenn dieser Saint Joseph auf dem Etikett Eselsohren trägt statt eines Heiligenscheins. Aber die erzählen eine schöne Geschichte von einem leidenschaftlichen Winzer, der sich selbst vielleicht nicht allzu ernst nimmt, das, was er tut, aber durchaus. „Mein Großvater nutzte im Weinberg ein Maultier, Coppi, benannt nach dem berühmten Radrennfahrer. Ich habe diese Tradition fortgeführt und mittlerweile drei Maultiere, um den Boden möglichst schonend zu pflügen.“