Daniel Twardowski, Mosel
Foto©chrismarmann
… zum ersten eigenen Mosel-Spätburgunder
Erst 2011 konnten die ersten Erträge eingefahren werden. Bis heute hat sich am Ausbau-Stil nichts Wesentliches geändert: nach einer 14-tägigen kühlen Maischestandzeit wird der Most schonend in einer traditionellen Korbpresse gekeltert, dann geht es für 14 bis 18 Monaten in ausschließlich französische Barriques. Auf die Flasche kommt der fertige Wein ohne Filtration und reift dann noch weitere zwei Jahre, bevor er auf den Markt kommt. Um so schonend wie möglich zu arbeiten, wird auf Pumpen verzichtet und ausschließlich mit Gravitation gearbeitet.
Die fertigen Weine tragen alle die Bezeichnung „Pinot Noix“ mit auf dem Etikett, was zum einen klar auf die Rebsorte und den frankophilen Stil verweist, zum anderen ist es eine Anspielung auf die vielen alten Walnussbäume, die direkt an der Dhron am Rande des Hofberges stehen [franz. „Noix“ bedeutet Nuss].
Die Vögel versuchen die Nüsse zu öffnen, indem sie diese auf die harten Schieferböden werfen. Dadurch werden die Schalen im Weinberg verstreut.
Nachdem die ersten Weine ihren Weg in die Weinhandlungen und in private Keller gefunden hatten, ließ der Erfolg nicht lange auf sich warten. Die Nachfrage nach Mosel-Spätburgunder wurde größer und größer. Schließlich konnte Daniel Twardowski im Jahr 2015 die Rebfläche um weitere 6.000 Quadratmeter erweitern. Dort stand allerdings ausschließlich Riesling. Kurzerhand wurden die 40 bis 70 Jahre alte Reben mit Burgunderklonen grünveredelt. Heute bilden sie die Basis für den Spitzenwein „Hofberg Reserve“. Somit wird nach wie vor ausschließlich Spätburgunder erzeugt. Mittlerweile umfasst das Portfolio drei verschiedene Spätburgunder-Cuvées, die aber alle sehr gekonnt und unnachahmlich die Steillagen der Mosel widerspiegeln. Auch ein erster Sekt steht in den Startlöchern. Wir sind gespannt, wo die Reise noch hingeht.
Von der Vision eines großen deutschen Burgunders…
Die Idee eines eigenen Weinguts wuchs langsam, aber stetig. Kein elterlicher Betrieb, sondern lediglich die Vision von einem großen deutschen Burgunder motivierte ihn dazu. Heute ist Daniel Twardowski zweifelsohne einer der besten Spätburgunder-Produzent*innen in Deutschland.
Aber zunächst ein paar Jahre zurück in die Vergangenheit. Nach dem Abitur und dem anschließenden Studium der Betriebswirtschaftslehre arbeitete Daniel Twardowski in einem Weinhandel in Trier, der vor allem auf Raritäten spezialisiert war. Zahlreiche Verkostungen und Reisen ins Burgund hinterließen ihre Spuren. Inspiriert von großen Namen wie Domaine de la Romanée Conti oder Henri Jayer entstand 2006 der Wunsch, einen eigenen Wein zu produzieren – stets getrieben von der Frage, warum deutscher Spätburgunder immer so „deutsch“ schmeckt und nicht die typische burgundische Finesse besitzt.
Twardowski wollte aber auch nicht der nächste badische Winzer sein, der Burgunder kopiert, sondern etwas Eigenständiges schaffen. Die Weine von Weingut Stodden an der Ahr zeigten ihm, dass Spätburgunder auch auf Schieferböden hervorragend gedeihen kann. So kam es letztlich, dass Daniel Twardowski sich dafür entschied, an der Mosel Spätburgunder anzubauen, auch wenn sein Umfeld ihn dafür mehr als nur belächelte. In Neumagen-Dhron, einige Kilometer südlich von Piesport gelegen, erwarb er die ersten 8.000 Quadratmeter Land in der Lage Hofberg, die mit Pinot Noir bestockt wurden. „Ich will die Filigranität des Rieslings vom Schiefer oder die feiner, trinkbarer Syrahs von der Rhône in den Pinot bringen“, so Daniel Twardowski über seine Motivation. Dabei soll "die beeindruckende Würze des Schiefers" spürbar werden.