Clos Venturi Chiesa Nera Rouge 2015

Wenn überhaupt, dann kennt man korsischen Wein in Deutschland eigentlich nur als billiges Massenprodukt aus dem Supermarkt. Und selbst in Frankreich wissen nur ausgemachte Spezialist*innen von den immerhin acht AOC der malerischen Insel. Die Geschichte des Weinbaus reicht hier bis ins 6. Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung zurück und obwohl Korsika seit dem späteren 18. Jahrhundert zu Frankreich gehört, ist seine Weinkultur bis heute eher italienisch geprägt. Clos Venturi ist das Zweitweingut der Domaine Vico. Manu Venturis Vater hatte die Gelegenheit, im Zentrum der Insel auf einem Plateau, umgeben von 2.000 Meter hohen Bergen, 28 Hektar Rebfläche mit alten, teilweise unbekannten Rebsorten zu kaufen. Seit 2005 kümmert sich sein Sohn um ihre biodynamische Bewirtschaftung – biologisch zertifiziert – und verwirklicht hier seine Idee von ökologisch produzierten Boutique-Weinen.

Chiesa Nera – die „schwarze Kirche“ – ist eine Cuvée aus den klassischen roten und teilweise auch weißen Rebsorten Korsikas: Aleatico, Niellucciu, Sciaccarellu, Minustellu, Carcajolo Noir, Moresconu, Vermentinu. Hinter Letzterem verbirgt sich natürlich der weiße Vermentino aus Italien und beim Niellucciu handelt es sich um eine Spielart des Sangiovese. (Es würde hier den Rahmen sprengen, auf alle Sorten einzugehen.) 

Die biodynamisch bewirtschafteten Reben gedeihen auf einem vergleichsweise kühlen Sandstein-Terroir mit Südost-Ausrichtung auf 400-480 Metern Höhe. Der Ertrag liegt bei niedrigen 25-30 hl/ha. Nach der Handlese wurden die Trauben für 45 Tage eingemaischt und spontanvergoren. 18-monatiger Ausbau in Holzfässern. Keine Schönung und nur eine leichte Filtration. 

Der Wein benötigt etwas Luft, dann entfaltet sich sehr zügig sein üppiges Bukett mit dunkelroten Beerenfrüchten, etwas Graphit, floralen, kräutrigen, vegetabilen und schließlich auch schokoladigen Anklängen. 

Im Mund zeigt sich der Wein sehr dicht und konzentriert, zugleich aber auch frisch, feingliedrig und elegant. Ein delikater Spagat zwischen mediterraner Fülle und kontinentaler Frische.

Der Wein hat ein natürliches Depot und sollte dementsprechend etwas vorsichtig dekantiert werden.

Yook & Neser vom vinocentral-Team, November 2023