Auf dem Bild rechts: Rajko, Danilo und Alexander im Probierzimmer der Kellerei, das sich im Moment noch in den gut isolierten Räumen einer alten Bäckerei befindet.
Aufmerksam wurden wir auf Verus durch einen Zufall. Im April 2014 entdeckte Michael Bode-Böckenhauer die Verus-Weine in einem Restaurant in Ljubljana. Zurück in Darmstadt veranlasste er eine interne Slowenien-Degustation aus der die Weine als Spitzenreiter hervorgingen und Verus als erster Slowenischer Winzer in unser Programm aufgenommen wurde.
Seither sind zwei Jahre vergangen, die Verus-Weine haben sich bei unseren Kundinnen und Kunden etabliert. Jetzt ist es Zeit für ein persönliches Kennenlernen: Auf seiner Reise nach Kroatien legt Alexander Marschall einen Stop in der Stajerska ein und besucht zusammen mit seiner Familie die drei jungen Winzer Božidar, Rajko und Danilo direkt auf ihrem Weingut. Hier sein Bericht:
Wir reisen abends an und werden im Ort Jeruzalem auf dem höchsten Hügel inmitten des Anbaugebiets einquartiert. Die Parzellen von Verus liegen im Osten Sloweniens, direkt an der Grenze zu Kroatien in der Weinbau Region Stajerska, zwischen den Flüssen Drava und Mura sowie den Dörfern Ormož and Ljutomer, wer es genau wissen will: 46° 24’ und 46° 31’ N und 16° 05’ und 16° 19’ E.
Am nächsten Morgen finden wir in einer alten Bäckerei in Ormož die Räume der Kellerei Verus. Die jungen Winzer stammen alle drei aus alten Winzerfamilien. Nach einem Studium der Agrarwissenschaften in Ljubljana trafen sie sich in der örtlichen Genossenschaft wieder, wo sie zunächst arbeiteten. Mit der Zeit fassten sie den Entschluss, sich mit den Rebflächen ihrer Eltern selbstständig zu machen. Auch Verwandte und Bekannte erklärten sich bereit, unter der Regie der drei zu arbeiten und so konnten die Rebflächen noch um 40% auf 12 Hektar vergrößert werden.
Angebaut werden vor allem Sauvignon Blanc, Riesling, Grauburgunder und Furmint. Letzterer ist bekannt seit der K&K-Zeit. Vor dem Zweiten Weltkrieg wurden die Spitzenweine der Region hauptsächlich nach Graz verkauft, später dann nach Zagreb und Beograd. Heute ist Verus mit 75% seiner Produktion weltweit auf 28 Märkten vertreten. Wir sind stolz darauf, als einer von nur zwei Weinhändlern die Verus-Weine in Deutschland zu führen.
"Unser Ziel ist es, mit den drei internationalen Rebsorten in der Weltklasse mitzuspielen", erklärt Danilo. "Denn so kann es auch gelingen, die lokalen Rebsorten mit auf dem internationalen Parkett zu platzieren. Es gibt sehr viele Einzellagen, die aber nicht getrennt vermarktet werden, das würde das Sortiment nur unübersichtlich machen." Und wirklich: Um Jeruzalem herum wird beispielsweise der Sauvignon Blanc in 20 verstreut liegenden Einzellagen angebaut. Mit ihrer 30- bis 40-prozentigen Steigung machen diese zwar viel Arbeit, bewahren Verus aber vor schweren Hagelschäden, die hier regelmäßig lokal niedergehen und zu totalen Ausfällen führen können. Um jedes Jahr eine ausgewogene Qualität zu garantieren, werden die meisten der Lagen getrennt vinifiziert.
Abgerundet wird das Sortiment von Kleinstmengen Chardonnay, Muskateller und seit 2011 auch Pinot Noir.
Für die Verarbeitung der Trauben ist seit fünf Jahren ein festes Team von 25 Arbeitern zuständig. Diese Konstanz ist was Schulung und Umgang mit den Trauben betrifft nicht zu unterschätzen. Die Trauben werden in kleinen Kisten zu 12 kg geerntet und mit kleinen gekühlten Kombis früh in den Morgenstunden im Weingut angeliefert. Dort werden sie nachverlesen und maschinell gründlich gespült. Vergoren wird in Edelstahl mit kontrollierter Gärung unter Verwendung von Reinzuchthefen. Die starke Charakteristik und Mineralität kann sich gegen die kalte Vergärung gut behaupten und liefert wunderbar authentische und sortentypische Weine.
Hervorzuheben sind die klimatischen Besonderheiten der slowenischen Steiermark. Ihre Nähe zu den Alpen und den Skigebieten von Maribor in Kombination mit den tiefen Tälern und waldigen Hängen geben den Trauben die nötige Wärme, sorgen aber auch für stetige Durchlüftung bei regelmäßigen, ausgiebigen Niederschlägen.
Dieses Jahr hoffen die drei auf eine Produktionsmenge von 105.000 Flaschen und eine Steigerung des Absatzes von 70.000 auf 90.000 Flaschen.
Nach der Besichtigung der Maschinen zur Reinigung der Trauben und der großen Vakuumpresse geht es in den "Kellerraum". Obwohl alle drei Familien über ihre eigenen Kellergewölbe für die Weinlagerung verfügen, wollten sie in einen gemeinsamen Keller, der ebenerdig zugänglich ist, investieren. Nächstes Jahr beginnen sie mit dem Bau einer neuen Kellerei. Im Jahr 2006 standen hier noch die alten Bäckereimaschinen. Besonders stolz zeigt Danilo uns die Edelstahltanks für den Pinot Noir. Sie stammen aus einer alten lokalen Brauerei und wurden nachträglich mit den richtigen Öffnungen und einer Kühlung versehen.
Der Trauben des Pinot Noir haben eine sehr schwache Farbe. In mühsamer Handarbeit wird der Farbstoff der auf der Maische schwimmenden Schalen mehrmals tägliche durch manuelles Unterschieben der Schalen extrahiert.
Die Abfüllung erfolgte in den Jahren 2007 bis 2009 noch per Hand. Seit 2010 verwenden die drei eine hochmoderne Abfüllanlage. Die Flaschen werden zunächst mit sterilem Wasser gereinigt, dann im Vakuum mit gasförmiger Kohlensäure befüllt. Anschließend wird der Wein ohne Kontakt zu Sauerstoff abgefüllt. Gerade diese Methode zusammen mit sorgfältigster Kellertechnik lässt die Weine nahezu unbegrenzt altern, aber davon später.
Im Keller stehen die Fässer für den Pinot Noir und den Furmint. Beim Furmint ist es ein Anteil von 10%, der im Holz ausgebaut wird.
Jetzt probieren wir die aktuellen Jahrgänge noch einmal, nachdem wir sie auf der diesjährigen Prowein im Frühjahr schon verkosten durften.
Furmint 2015: 100% Šipon (auch bekannt als: Furmint)
Sauvignon 2015: 100% Sauvignon Blanc
Riesling 2015: 100% Rhein Riesling
Pinot Gris 2015: 100% Pinot Gris (Pinot Grigio, Sivi Pinot)
Chardonnay 2015: 100% Chardonnay
Muskateller 2015: 100% Yellow muscat (Rumeni Muškat, Gelber Muskateller)
Pinot Noir 2013
Zu unserer großen Freude entschließen sich Božidar, Rajko und Danilo, die sich mittlerweile alle drei eingefunden haben, mit uns einige der wenigen Rückstellproben zu verkosten. Ein einzigartiges Erlebnis, wir probieren bis zu zehn Jahre alte Flaschen Sauvignon Blanc und Furmint. Die Alterungsnote in der Nase ist nach wenigen Minuten fast ganz in den Hintergrund getreten. Die Weine haben eine umwerfende Mineralität, eine ganz erstaunlich entwickelte Frucht bei fast noch frischer Farbe. Wir hätten das niemals für möglich gehalten.
Gut gelaunt brechen wir auf und überqueren schon nach 15 Minuten die Grenze nach Kroatien. Jetzt trennen uns noch drei Autostunden vom Ziel unserer Reise: Dalmatien