Weiß wie Kreide – Zu Besuch im Weingut Knewitz

Ein Wetter wie im November. Immer wieder starker Regen und mehrfach Morgennebel. Dabei ist es Mitte Juli. Wir sitzen in der Probierstube von Weingut Knewitz im rheinhessischen Appenheim und warten auf Tobias. Der junge Winzer musste schnell noch mal raus in die Weinberge, denn der Pilz-Druck ist hoch in diesem Sommer. Jede Regenpause wird genutzt, um die Reben vor Peronospora, dem sogenannten Falschen Mehltau, zu schützen. 

Als Tobias schließlich zu uns stößt, ist er aufgewühlt. „Mit dem Traktor im Wingert, das ist zurzeit so glitschig wie Ski-Fahren. Wir fragen uns, wohin mit all dem Wasser?“ – Eine Frage, die in dieser Nacht an der Ahr eine ganz andere Bedeutung bekommen soll, doch das wissen wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht.
Die Reben haben in den vergangenen drei Jahren gelernt, mit wenig Wasser umzugehen, auch wenn es hier im Welzbachtal nie richtigen Trockenstress gab. Es wird spannend, was sie jetzt mit dem vielen Nass anfangen. Wir haben Begrünung ausgesät, um die Feuchtigkeit wegzuziehen. Das tun wir sonst nicht, weil wir in den meist eher trockenen Sommern eine Konkurrenz zur Rebe vermeiden wollen.

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Am Fuße und auf dem Westerberg.

Das Fass muss dich anspringen

Wenn das Blatt durch Peronospora angegriffen wird und abstirbt, stellt es die Fotosynthese ein, sodass das Mostgewicht der Trauben geringer ausfällt. „Doch für unseren Topbereich müssen es schon 90 °Oechsle sein“, erklärt Tobias. Nur die beste Qualität wird für die Lagenweine verwendet, die Mengen sind deshalb gering, die Abgabe streng limitiert. „Qualität kommt durch Konsequenz. Nur die herausragendsten Fässer werden für die Lagen-Weine verwendet, sie müssen aus der Menge herausstechen – dich sozusagen anspringen“, sagt er. Ist dies nicht der Fall, werden die Fässer abgestuft. Die Voraussetzungen am Westerberg sind sehr gut. Meist weht ein permanenter Wind, der Trauben und Blätter trocknen lässt. Dennoch stellt der momentane Regen für Winzer*innen, die bio-zertifiziert sind oder sich in der dreijährigen Umstellungsphase zum Bio-Weingut befinden wie Knewitz, eine Herausforderung dar.

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Kreidiger geht es nicht

Als es aufhellt, geht es endlich raus an den Ort des Geschehens. Tobias will uns seine zwei neuesten Projekte zeigen. Im Honigberg und im Hundertgulden hat die Familie von Cousinen und Cousins weitere Hektar übernommen. Sie wurden lange Zeit nicht für den Weinbau genutzt. „Der Weinberg macht Mensch und Tier kaputt, so hieß es, deshalb wurden in Rheinhessen viele Wingerte in die Ebene verlegt“, erzählt er. Gemeinsam mit seinem Bruder Björn Knewitz ist er dabei, die steilen Parzellen zu rekultivieren. Im Hundertgulden, der kalkreichsten Weinlage Deutschlands, steht die Riesling-Selektion aus der eigenen Rebschule schon. 
Der Boden ist schneeweiß, der pure Kalk. Das lässt die Reben auch bei feuchter Witterung sehr langsam wachsen. Doch wenn es so weit ist, gibt das hier, in dieser Parzelle des Hundertguldens, eine Qualität über Grand Cru.“ Wir steigen den Pfad hinauf. Und wirklich, der weiße Kalkstein ist deutlich sichtbar. Kreidiger als zwischen diesen Rebzeilen geht es nicht.

Am Ende hat der sonnige September die Trauben schön ausreifen lassen, sodass die Natur die Juli-Eskapaden selbst ausgleichen konnte. Wir sind gespannt, was das tertiäre Korallenriff uns hier an Geschmackserlebnissen noch bescheren wird!

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Reihe oben: Die steile neue Parzelle im kalkreichen Hundertgulden.
Unten links: Die neue Fläche im Honigberg, die demnächst neu bestockt wird. Rechts: Blick auf Appenheim und die Lage Eselspfad.

 

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