Ein Besuch auf dem Weingut Château Trillol und seine Folgen
Die Hautes Corbières ganz im Süden Frankreichs waren schon immer Rückzugsgebiet für Weltflüchtlinge: Früher für Mönche und Katharer*innen, heute für Aussteiger*innen und Esoteriker*innen. Die Gegend rund um den Pic du Bugarach, die Katharer-Schlösser Quéribus und Peyrepertuse sowie die Schluchten von Galamus sind wildromantisch und bieten viel Projektionsfläche für Mythen und Legenden. Mit Staunen hören wir während unseres Sommeraufenthalts im Dorf Bugarach, zu Füßen des gleichnamigen Bergmassivs, immer wieder Geschichten von Schatzsucher*innen, Ufo-Forscher*innen und Weltuntergangsszenarien. – In erster Linie ist das Gebiet zwischen den Départements Pyrénées-Orientales und Aude jedoch ein verdammt schönes Fleckchen Erde, das vom Pauschaltourismus noch nicht entdeckt wurde. Heute leben hier Menschen aus vielen verschiedenen Ländern zurückgezogen und züchten Rinder, betreiben Imkerei, schmieden, stellen Ziegenkäse her – und bauen Wein an.
Vor allem Letzterer zieht unsere Aufmerksamkeit auf sich. Gilt doch schließlich das Weinbaugebiet Languedoc, zu dem die Gegend gehört, laut den Weinexpert*innen Hugh Johnson und Jancis Robinson, als „Frankreichs Neue Welt“ mit einer bunten Wein-Szene voll frischer Ideen, mit zugewandertem Geld und Talent – und dadurch auch mit gestiegenen Erwartungen.
Unser Entdeckungsgeist ist geweckt und wir machen uns auf die Suche, nach den neuen, vielversprechenden Weinen, die es hier geben soll.
Wie sich herausstellt, ist das gar nicht so einfach: Wir suchen in den örtlichen Winzerkooperativen und in der Gegend von Limoux, die für sich in Anspruch nimmt, Wiege des ersten nach traditioneller Methode hergestellten Schaumweins zu sein (lange vor Dom Pérignon!). Schließlich landen wir an einem nebligen Spätsommerabend auf der Terrasse eines kanadisch/niederländischen Ehepaars, das sich schon vor langer Zeit hoch oben in einem Bergdorf den Traum von einer südfranzösischen Villa mit Pool erfüllt hat und lassen uns Tipps geben. Dazu gibt es natürlich ein Glas Wein. – Und da ist sie plötzlich, die neue Qualität aus dem Languedoc, in diesem Fall genauer, aus den Hautes Corbières: Ein Rotwein des Château Trillol! Eine kleine, eilig gekritzelte Wegbeschreibung wird uns wenige Tage später dort hinführen.
Das Château Trillol liegt am Rande des Dorfes Cucugnan, unmittelbar unterhalb des Katharer-Schlosses Quéribus, auf 400 m Höhe. Schon 1990 erkannte Peter Sichel vom gleichnamigen Weinhandelshaus aus Bordeaux das Potenzial des Languedoc und erwarb das alteingesessene Weingut, um selbst in die Produktion einzusteigen. Das war lange bevor andere Händler aus Bordeaux ebenfalls in der Region investierten.
Die Rebflächen des Weinguts wurden erweitert und durch Neupflanzungen von Syrah, Grenache und Carignan ergänzt. Heute verfügt Trillol über 40 ha Weinberge, die in die Lagen „Termenès“ und „Quéribus“ unterteilt sind. Die Höhe der Rebflächen (200 und 400 m) verlangsamt den Reifeprozess der Trauben und lässt ihnen so Zeit, die pfeffrigen Aromen der umliegenden Strauchheide (Garrigue) aufzunehmen und eine ausgewogene Struktur und Komplexität zu entwickeln. Wir sind sehr angetan!
Zurück in Darmstadt treten wir in Kontakt zur Maison Sichel und nehmen den Chȃteau Trillol Corbières AOC in unser Sortiment auf. Sein Duft erinnert uns bis heute an die Strauchheide der wildromantischen Hautes Corbières.