Einen Weinkeller in der historischen Kellergasse von Westhofen – Es gibt nur einen, der das heute von sich behaupten kann: Fritz Groebe. Der Winzer ist der einzige, der unter dem Marktplatz der Wonnegauer Gemeinde immer noch Wein ausbaut. Insgesamt zwölf Gewölbe bilden ein weitverzweigtes, teilweise übereinander liegendes Kellersystem, das schon um 1600 erwähnt wird und ursprünglich miteinander verbunden war. Klar, dass unser erster Gang an diesen besonderen Ort führt, als wir im August bei Fritz und Manuela Groebe zu Gast sind. „Jetzt befindet Ihr euch direkt über meinen Fässern“, sagt Fritz als wir bei den hohen Linden vor dem katholischen Pfarrhaus stehen. „Einer der Luftschächte endet hier.“ – Zwei Ecken weiter und sechs Meter tiefer sind wir bei seinen Doppelstockfässern angelangt. Einige wurden schon im Jahr 1880 gefertigt.
Die Wände und der Boden sind schwarz vor Nässe. Hier unten beträgt die Luftfeuchtigkeit 95 Prozent und die Temperatur konstant 10 °C, nur wenn der Wein gärt, steigt sie mal leicht an. „Dem Riesling tut das gut. Er kann hier ganz für sich bleiben. Man braucht keine Angst zu haben, dass etwas passiert. Auch verdunsten tut kaum etwas und er klärt sich völlig von selbst.“
Und er kann altern! „Neulich haben wir einen 1920er-Riesling Morstein getrunken. Er war sensationell, 15 bis 20 g Restzucker und noch ganz klar und frisch.“, erzählt Fritz und strahlt, als wir wenig später in der Schatzkammer des Weinguts K.F. Groebe stehen und die alten Jahrgänge bestaunen. Der älteste ist ein Riesling Westhofener Morstein aus dem Jahr 1911 in einer mundgeblasenen Flasche.
Wohnhaus, Kelterhalle und Wirtschaftsräume liegen am Ortsausgang, 200 Meter vom Kellergewölbe entfernt. 2012 haben Fritz und Manuela Groebe die Gebäude neu errichten lassen und das über 250 Jahre alte Weingut nach 50 Jahren Trennung zwischen Wohnort und Rebflächen wieder an einem Platz zusammengeführt.
Direkt hinter dem Haus beginnen die Weinberge. Wie ein Amphitheater reihen sich die GG-Lagen von Westhofen aneinander. „Klaus Peter Keller, Wittmann und Groebe quasi Tür an Tür“, sagt Fritz, der mit den VDP-Kollegen enge Kontakte pflegt.
„Da es in Westhofen keine Flurbereinigung gab, hat sich am Grundrelief der Landschaft kaum etwas verändert“, erklärt er, als wir neben ihm im Auto sitzen und den Hohlweg hinauffahren. Links und rechts bildet der Löss senkrecht stehende Wände, in denen Wildbienen nisten.
Auf der Schenk, eine der ältesten Gewannen in der Kernzone der VDP.Großen.Lage Kirchspiel ist Fritz’ Lieblingsort. Das 1,5 Hektar große Filetstück ist mit einer ockerfarbenen Natursteinmauer eingefriedet. Ocker leuchtet an diesem Regentag auch der hier typische Tonmergel-Boden. Einige der Riesling-Stöcke sind wurzelecht. Dank einer unterirdischen Quelle ist der Grund gut durchfeuchtet.
Früher stand hier ein Turm, der Spionskopf genannt wurde und angeblich mit Westhofen durch einen geheimen Gang verbunden war. Auch wenn das wohl Legende ist, hat der Ort etwas Magisches.
Das Weingut ist seit 1763 in Familienbesitz. Fritz Groebe fühlt sich dieser Tradition verbunden. Das spiegeln auch seine Weine wider. Riesling klassisch, wie vor 100 Jahren, so könnte man seinen Wein-Stil auf den Punkt bringen. Perfekt beherrscht der Westhofener Winzer das markante Süße-Säure-Spiel, mit dem der Riesling seinen Weltruhm begründete. Damit hat er auch den Kabinett wieder aufs Tableau gehoben, nachdem sich viele Kolleg*innen von diesem Prädikat schon verabschiedet hatten.
Wie gut sich das insbesondere als Speisebegleiter macht, dürfen wir beim gemeinsamen Abendessen probieren. Weingenuss erfrischend oldschool!