Seit drei Generationen ungebremster Pioniergeist – Zu Besuch bei Weingut Sander in Mettenheim

Von Monokultur kann bei Weingut Sander keine Rede sein. Folgt man am Ortseingang von Mettenheim dem Schild mit dem Marienkäfer und biegt in den Aussiedlerhof ein, wird man von jeder Menge Getier begrüßt. Hund, Pferde, Schafe rund ums Haus, Florfliegen, Schlupfwespen, Spinnen, Regenwürmer in den Weingärten – sie alle fühlen sich auf dem biodynamischen Weingut sichtlich wohl. Nur was ist mit der Giraffe los? Vollkommen unbeweglich steht sie auf der Pferdekoppel vor dem Haus. „Sie stand für Werbezwecke vor der Tür einer Wormser Zoohandlung. Als die Kunststoff-Statue ausgemustert wurde, hat mein Bruder sie den Kindern geschenkt“, klärt Stefan Sander uns auf. „Ach, der Braumeister-Bruder?“, fragen wir. – „Ja genau“, antwortet der Winzer und fügt hinzu: „Jemand, der im Wonnegau, eine Brauerei führt, fällt auf. Wein macht hier ja jeder.“ – Welch ein Understatement! Schließlich ist das Weingut Sander nicht nur als erstes Bioweingut Rheinhessens, sondern ganz Deutschlands bekannt.

Bereits Stefans Großvater Ottoheinrich stellte auf ökologischen Landbau um. Er muss ein einnehmendes Wesen gehabt haben, denn damit galt er in den 1950er-Jahren im Dorf nicht als Spinner, sondern war vielmehr leuchtendes Vorbild. „In der Gemeinde Mettenheim werden heute 25 Prozent der Weinbaufläche biologisch bewirtschaftet“, erzählt uns Stefan kurz darauf im Auto. „Das ist ungewöhnlich viel, wenn man bedenkt, dass deutschlandweit der Anteil nur acht Prozent beträgt.“ Und das auch nur, weil er in den vergangenen Jahren stark angestiegen ist.

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Bildunterschrift von links nach rechts: Marienkäfer als Markenzeichen. Verspielter Hofhund. Schlauer Schafbock. Und besagte Giraffe aus Worms.

Wir fahren hinauf zum Schlossberg, den wir unbedingt sehen wollen. Schließlich hat Stefan Sander schon 2016 an unserem Rheinhessen-Abend behauptet, dass er von dort an klaren Tagen bis ins 50 Kilometer entfernte Darmstadt blicken könne. Das Wetter spielt mit: Als wir in den verwinkelten Weingärten stehen, erspähen wir zwar nicht unseren ehemals gemeinsamen Landesherren Ludwig von Hessen und bei Rhein auf seiner Säule am Darmstädter Luisenplatz, die hohen Bürobauten sind mit etwas Nachhilfe jedoch zu erkennen.

Nun aber den Blick endlich nach unten gerichtet, ist es doch der Boden, dem das Hauptaugenmerk des Biodynamikers gilt! Hier am Schlossberg ist er geprägt von kalkhaltigem Löss. Das macht die Lage für Riesling ideal. Auf dem benachbarten Michelsberg gedeiht Sanders Weißburgunder besonders gut.
Anders als in Bio-Weingärten üblich, ist es zwischen den Rebreihen ungewöhnlich kahl. „Die Unterboden-Saat ist nicht aufgegangen, weil der natürliche Wasserspeicher leer ist“, erklärt Sander. „Seit dem vergangenen Sommer hat es zu wenig geregnet. 2018 sind wir mit einer guten Wasserreserve im Boden gestartet, davon haben die Pflanzen während der Hitzeperiode profitiert. Insgesamt konnten wir 20 Prozent mehr als üblich ernten. Das war Glück! Doch nicht auszudenken, was passiert, wenn es in diesem Jahr auch wieder so heiß und trocken wird.“ Bewässern kann man hier oben nicht.

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Bildunterschrift: Horizonterweiterung auf dem Schlossberg.

Nach einer Stippvisite bei Sanders knorrigem Cabernet und den Jungpflanzen des historischen Grünfränkisch gehts zurück zum Weingut. Bevor wir in den Keller hinab laufen, fährt ein riesiger Laster auf den Hof. Die händeringend erwartete Flaschenlieferung kommt. Die allgemein hohen Erntemengen – plus die vermehrte Umstellung auf Pfandgläser – hat zu einem Engpass geführt. „Aber natürlich sind wir froh über den quantitäts- und qualitätsmäßig großartigen Jahrgang 2018. Das war wichtig nach den Einbußen durch Frost im Jahr 2017 und durch Peronospora [Falscher Mehltau] in 2016.“ 

Schließlich geht es ans Verkosten. Wir probieren uns durch Sanders Weinsortiment und erweitern damit das unsrige um gleich fünf Neuzugänge: Merlot, Mettenheimer Spätburgunder, Gewürztraminer, Chardonnay Reserve und Blanc de Noir.
Zu guter Letzt gilt es noch den neuen Jahrgang des Sauvignon Blanc zu degustieren. Er ist der absolute Lieblingswein vieler vinocentral-Kundinnen und -Kunden. Wunderbar klar, mit Anklängen von Ananas, Grapefruit und Frühlingskräutern erfrischt er den Gaumen. „Ich war einer der ersten, der hier mit Sauvignon angefangen hat, nachdem ich die Traube in Südafrika näher kennengelernt hatte. Lange habe ich rumprobiert, wo ich damit hin will. Das ist dabei rausgekommen.“ – Noch so eine gelungene Pionierleistung! Der feine Instinkt für alles, was gut und richtig ist, scheint in der Familie zu liegen. – Schön, dass die Sanders so durchsetzungsfähig sind.

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Bildunterschrift von oben links bis rechts: Teekesselchen für die biodynamischen Präparate. Edelstahl trifft Holz trifft Steinzeug. Stefan Sander trifft Yook vom vinocentral.
Bildunterschrift von unten links bis rechts: Da war ordentlich was los – Eding-Kitzelei der Sander Kinder am Holzfass. Ab in den Keller. Da geht noch was beim Grünfränkisch.

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