Ausgehend von unserer Piemont-Basis in Vignale Monferrato Intersegna Uno nähern wir uns den Gavi-Hügeln über Alessandria und Novi Ligure. Wir sollen uns beeilen, da die Zufahrtsstraße nach uns abgeriegelt und neu geteert wird.
Wie in ein Märchen taucht man ein, wenn man die wenig romantischen, von Industrie geprägten Vororte Alessandrias verlässt. Plötzlich sehen die Häuser aus wie am Comer See und man ist umgeben von wunderbar in die Landschaft eingebetteten Weinbergen. Die kleine Straße zum Weingut La Raia scheint nicht enden zu wollen, wir glauben schon, uns verirrt zu haben. Doch dann sind wir endlich da. Die große Teermaschine wartet schon auf uns …
Das Weingut La Raia gehört dem erfolgreichen Unternehmer Giorgio Rossi Cairo, der hier für sich und seine vier Kinder ein Zeichen setzen wollte. Er ist überzeugt: Wenn man sich in verantwortungsvoller Weise mit der Natur auseinandersetzt, bekommt man alles wieder zurück. Deshalb setzt er in seinem demeterzertifizierten Betrieb auf Biodynamie. Nichts ist hier zu spüren von der vermeintlich kalten Unternehmer-Welt. Der Park ist bis ins letzte Detail gepflegt und mit verschiedensten Kunstwerken bestückt.
Es gibt Obstbäume, Gemüse und Rinder auf der 180 ha umfassenden Betriebsfläche (42 ha davon sind mit Reben bestockt). Seit 2015 besitzt die Familie darüber hinaus noch ein eigenständiges Weingut, die Tenuta Cucco in Serralunga d'Alba. Die Reben von La Raia sind zwischen 9 und 70 Jahre alt, alle Parzellen werden einzeln vinifiziert.
Wir kommen genau zur Erntezeit und erleben wie die Trauben angeliefert werden:
Gerade als wir eintreffen, kommt uns die junge sympathische Kellermeisterin Clara entgegen. Neben Mailand und Turin hat sie auch im hessischen Geisenheim studiert. Spielend scheint sie die ankommenden Trauben und wenigen Mitarbeiter im Griff zu haben.
Mit ihr zusammen probieren wir die in der Gärung befindlichen Weine und lassen uns die neuen Versionen erläutern. Wir sind spontan begeistert.
Die Trauben werden in der imposanten Halle mit gestampften Lehmwänden angeliefert, sortiert und gekeltert.
Gelagert werden die Weine in gekühlten Stahltanks hinter einer eindrucksvollen Glas-Fassade in einem Gebäude, das die Kelterhalle und die Halle zur Abfüllung miteinander verbindet.
Wir besichigen die beindruckenden Weinkeller und lassen uns die neuen Barrique-Experimente erläutern:
Wir probieren dann in dem von zwei alten renovierten Silotürmen geprägten Kunden-Empfangszentrum noch einmal die Weine, die schon bei uns im Verkauf sind:
1) Gavi DOCG 2017
Die alkoholische Gärung der abgebeerten Ernte läuft bei 18 Grad über 15 bis 20 Tage. Drei bis vier Monaten reift der Wein im Stahltank auf seiner Hefe. Er wird bei bis zu drei Grad kalt stabilisiert und kommt im März auf den Markt.
2) Gavi DOCG Riserva 2016
Die Trauben stammen vom 60 Jahre alten Weinberg Madonnina. Sie werden im Weinberg streng selektioniert. Die Gärung läuft über 25 Tage in kleinen Edelstahltanks, bevor der Wein dann in andere Tanks umgefüllt wird und sechs Monate ruht. Nach der Abfüllung bleibt er weitere sechs Monate in der Flasche und kommt dann im Spätsommer auf den Markt.
3) Gavi DOCG Pisé 2016
Hier stammen die Trauben vom Weinberg Cascinetta, dem Ältesten des Weinguts. Hier werden die Trauben noch später gelesen und reifen zwölf Monate in den Stahltanks. Dieses Jahr wird das erste Mal ein Teil des Pisé in großen Holzfässern ausgebaut, ein spannendes Experiment.
Noch völlig von der Landschaft in denn Bann gezogen, verlassen wir schließlich auf abenteuerlichen Schleichwegen das Weingut, um die Teermaschinen zu umgehen. Mit einem 2015 Gavi Riserva Magnum im Gepäck, den wir am nächsten Tag zusammen leeren werden.
Besten Dank an Clara und Elena für diesen wunderbaren Nachmittag!
