Sonne & Mistral halten die Trauben gesund
Kulturelles und kulinarisches Zentrum der Côtes du Rhône ist Avignon, deren Altstadt mit dem riesigen gotischen Papstpalast und der berühmten Brücken zum UNESCO-Weltkulturerbe zählt.
Von hier aus erstrecken sich die Weinberge links und rechts des Flusses bis hoch nach Montélimar. Vor allem im Osten reichen sie dabei tief ins provenzalische Hinterland hinein. Über allem thront der 1909 Meter hohe Mont Ventoux, dessen Kuppe nicht nur im Winter, sondern dank riesiger Kalkschotterfelder auch im Sommer weithin weiß leuchtet.
Die Côtes du Rhône hat die höchste Sonnenscheindauer Frankreichs. 2.800 Stunden im Jahr strahlt die Sonne. Das Klima ist mediterran. Auf heiße Sommer folgt ein milder, feuchter Winter.
Dank des regelmäßig blasenden Mistrals können Hitze und Feuchtigkeit den Reben nichts anhaben. Der kühle Nordwind verscheucht die Wolken, lindert die Temperaturen und lässt Trauben und Blätter schnell abtrocknen. Pilzkrankheiten haben kaum eine Chance.
Gute Bedingungen für den Bioanbau also, dem sich immer mehr Winzer*innen zuwenden. Mittlerweile liegt der Anteil biologisch bewirtschafteter Weinberge bei 20 Prozent.
Foto: © Clement Puig
Großer Weinreichtum dank Bodenvielfalt
Rotwein macht 87 Prozent der Weinproduktion aus. Rote Leitrebsorte der Côtes du Rhône ist Grenache, die meist als Trio mit Syrah und Mourvèdre auftritt. Die Cuvées werden mit viel Erfahrung und handwerklichem Können zusammengestellt. Sie ergeben aromatische, schön strukturierte Weine mit gutem Alterungspotenzial.
Dass ein Wein nicht dem anderen gleicht, ist der großen Vielfalt an Böden zu verdanken, die sich im Laufe der Erdgeschichte in dem Flusstal zwischen Alpen und Zentralmassiv herausgebildet haben. Während die steilen Hänge im Norden vom Granit des Zentralmassivs geprägt sind, dominieren an der Côtes du Rhône alpiner Kalkstein, Sand, Ton und die berühmten runden Kieselsteine, die Galets, die von der Rhône über Hunderte Kilometer hinweg flussabwärts gewälzt wurden und sich in weiten, flachen Terrassen abgelagert haben. Über allem liegt der betörende Duft der Garrigue mit Kräutern wie Thymian, Rosmarin, Salbei, Lavendel und Lorbeer, der sich auch im Bouquet der Weine wiederfindet.
Foto: © Inter Rhône
Hohe Qualitätsansprüche schon im Basissegment
Die Weinproduktion ist in eine strenge Qualitätspyramide gegliedert. Die meisten Weine kommen aus der regionalen Appellation Côtes du Rhône (66 %), die anderen stammen aus den Côtes du Rhône Village (16 %) und den Cru-Lagen (18 %). Die Einteilung folgt dem Terroir-Gedanken: Je kleinteiliger die Herkunftsbezeichnung auf dem Etikett, desto präziser drückt sich ihre Typizität im Wein aus. Dank der Begrenzung der Erträge auf 51 Hektoliter pro Hektar sind schon die „einfachen“ Côtes-du-Rhône-Weine von hoher Qualität und versprechen viel Trinkgenuss. Herrliche Alltagsweine, nicht nur zur provenzalischen Küche!
Tipp: Interview mit Philippe Pellaton, Präsident von Inter Rhône, über das Engagement der jungen Winzergeneration für eine nachhaltige Zukunft der Côtes du Rhône hier
Unseren Reisebericht über das lebendige (Wein-)Kulturerbe an den Côtes du Rhône gibt es hier
Foto Aussichtspunkt mit Paar: © Inter Rhône
Foto Sonnenuntergang Herbst: © Inter Rhône; Foto Sonnenuntergang Sommer: © Christophe Grilhé
Titelbild: Inter Rhône
Côtes du Rhône – Wo Respekt kultiviert wird
Wasser und Wein – das sind die zwei Dominanten, die die Rhône seit Jahrtausenden prägen. Der Wasserreichtum des 807 km langen Stromes (543 km davon in Frankreich) machte ihn schon in der Antike zur zentralen Handelsroute. Griechen, Römer, Päpste siedelten sich hier an und beeinflussten Landschaft, Architektur und Kultur.
Wein aus dem Mittelmeerraum wurde per Schiff Richtung Norden transportiert. Gleichzeitig entwickelte sich an den Ufern der Rhône der eigene Weinbau und brachte weltberühmte Namen wie Hermitage hervor. Heute umfasst das zweitgrößte AOC-Weinanbaugebiet Frankreichs um die 50.000 Hektar. Aufgrund der großen Unterschiede wird es in die Bereiche „Nördliche Rhône“ und „Südliche Rhône“, besser bekannt als Côtes du Rhône, unterteilt.
Foto: © Christophe Grilhé